Breakdown Of Sanity - Coexistence

Review

BREAKDOWN OF SANITY starten ein wahres Gefecht, es knallt an allen Ecken und Enden, sodass sich die Boxen verschlafen die Augen reiben – endlich gibt es was zu tun! Das weiß gehaltene und nur dezent bedruckte Artwork weist die zukünftige Richtung, die Musiker erschließen neues musikalisches Land. Die Schweizer schaffen mit „Coexistence“ das Unmögliche, sie erfinden ein bereits existentes und stark eingerostetes Genre einfach nochmal neu. Jetzt sind die Herren fällig, denn unter Höchstwertung geht hier nichts mehr. Komposition, Innovation, handwerkliche Fähigkeiten, Sound, Homogenität? „Coexistence“ verdient in jeder Disziplin die volle Punktzahl.

Mindestens 3 Dinge, die BREAKDOWN OF SANITY deutlich besser machen, als alle anderen

Die Schweizer erzählen nicht nur eine Geschichte pro Song. Nein, sie halten gleich mehrere Eisen ins Feuer, lassen unterschiedliche Parts parallel laufen, diese dann kontrolliert kollidieren, nur um sie im nächsten Moment wieder ruckhaft auseinanderzuziehen. Damit ist die Band immer wieder überraschend und im selben Moment trotzdem nachvollziehbar. Der zweite große Hinweis auf die Einzigartigkeit dieser Band ist der, dass die Befürchtungen alle anderen würden nach „Perception“ jetzt auch einen ähnlichen Sound zocken komplett unbegründet waren.

Je mehr BREAKDOWN OF SANITY in aller Munde sind, desto öfter hört man hier und da mal ein klinisch abgehacktes Zukunftsriff. Aber unter uns, die Klasse von BREAKDOWN OF SANITY hat bis jetzt niemand auch nur annähernd erreicht und es handelt sich hier lediglich zum zaghafte Versuche. Stichwort Zukunft und somit Fakt Nummer Drei, BREAKDOWN OF SANITY klingen einfach nicht, wie 2016. Die Band scheint ihrer Zeit einige Schritte voraus zu sein, der Sound ist als kühl futuristisch zu beschreiben, dadurch enorm langlebig. Wie ein zum Töten beauftragter Roboter brettern die Riffs stoisch rhythmisch nach vorne, kurze Luftangriffe mithilfe perfekt abgewogener elektronischer Interludes bereichern die Szenerie und bevor es zu eisig und herzlos wirkt, kühlen BREAKDOWN OF SANITY die Maschine mit lockeren Melodien oder federn die Wucht mit neckischen Ideen ab.

Einen deutlichen Gegenpol setzen BREAKDOWN OF SANITY mit dem Titelsong „Coexistence“, hier mischen sich O-Töne von J. Robert Oppenheimer, Malala Yousafzai und John F. Kennedy unter beruhigend schwebende Synthiewolken, die von einem elegischen Gitarrensolo zerschnitten werden – ein Effekt, der auch nach zig-fachem Hören weiterhin für Gänsehaut sorgt. Der Song geht nahtlos über in das abschließende „New World“, hier legen BREAKDOWN OF SANITY ihr Meisterstück ab und übertrumpfen sich in knappen fünfeinhalb Minuten selbst. Alles, wirklich ausnahmslos alles, was die Band ausmacht, findet sich in diesem Song in Perfektion.

Gnadenlose Härte prallt ungebremst auf tiefe Emotionen, Text und Instrumentierung sind schon fast penibel aufeinander abgestimmt. Danach bleibt nur der erneute Druck auf die Play-Taste und die Möglichkeit auch nach mehreren Durchläufen immer wieder etwas Neues zu entdecken, immer erneut fasziniert zu sein und sich insgeheim immer wieder zu freuen, dass diese Band absolut autark und scheinbar unbeirrt ihren ganz eigenen Weg geht (Details dazu in unserem BREAKDOWN OF SANITY-Bandportrait). BREAKDOWN OF SANITY können sich sicher sein, dass ihre Fans jeden Tropfen Schweiß zu schätzen wissen und die Leidenschaft 1:1 daheim ankommt.

„Coexistence“ hängt alle mit Detailverliebtheit und Kreativität locker ab

Es wäre mühsam die Details und Highlight einzeln aufzuzählen. Der Ausklang von „Back To Zero feat. Ryo Kinoshita“ oder der unvergleichbar heftige Groove im selben Song? Der brutal antreibende Einstieg in „Crossed Fingers (feat. Björn Krebs)“ oder der große Refrain über Selbstbetrug? Die Tim-Burton-mäßige Spieluhrmusik in „From The Depths“ oder das epische Finale von „The Grand Delusion“? Die Liste wäre lange und würde euch viel vorwegnehmen. Als Veränderungen hervorzuheben sind die reiferen, deutlich präsenter platzierten Gitarrensoli und vereinzelt melodische Gesangsparts.

Selbst nach unzähligen Durchläufen steht meine Wertung fester als fest und die virtuelle Verbeugung ist so tief wie ernst gemeint – BREAKDOWN OF SANITY haben mit „Coexistence“ ein Album geschaffen, das seiner Zeit weit voraus ist. Musik, zu der eure Kindeskinder wahrscheinlich auf dem Hoverboard, wenn es dann mal endlich soweit ist, Backspins üben können. Dreht die Boxen auf und seid dabei, wenn BREAKDOWN OF SANITY den Metalcore revolutionieren. Absoluter Pflichtkauf (ja, Kauf!) und die beste Platte, die mir seit langem untergekommen ist.

20.09.2016
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