Breathe Atlantis - Futurestories

Review

Bei BREATHE ATLANTIS hat sich in den Jahren seit ihrem letzten Album „Shorelines“ einiges verändert. Präsentierten die Jungs ausm Pott vor zwei Jahren noch ein munteres Metalcore-Allerlei, haben sie auf „Futurestories“ fast alle „harten“ Momente verbannt. Dazu passend entstand das Album in Zusammenarbeit mit US-Produzent Dan Korneff (u.a. PARAMORE, PAPA ROACH, MY CHEMICAL ROMANCE) – seine letzten Kanten wurden schließlich in Korneffs eigenen Studio in New York weggefräst.

So ist „Futurestories“ dann auch ein Album, bei dem soundmäßig keinerlei Ungereimtheiten übrig bleiben. BREATHE ATLANTIS klingen auf ihrem Zweitwerk ohnehin stets auf der Suche nach Perfektion. Dazu wurden die Prioritäten etwas verschoben, sodass aggressive Metalcore-Momente nur noch als Mittel zum Zweck dienen – und ein bisschen, wenn auch nicht immer gelungenes, Kontrastprogramm zur ansonsten dominierenden Poppigkeit bieten.

Das heißt nichts schlechtes. Denn BREATHE ATLANTIS haben sich im Gegensatz zu „Shorelines“ klar gesteigert. Die Hooklines sitzen und genau dadurch hält „Futurestories“ einige Songs mit Hitpotenzial bereit. Hier stechen insbesondere das vorab veröffentlichte „Lost“ sowie das etwas kitschige, aber eben mit einem großen Refrain ausgestattete „Incomplete Universe“ hervor. Große Stärke der Essener ist, neben einer Vielzahl an gelungenen Hooks, dass ihre Stilmixtur weitestgehend stimmig ist. Sowohl ein paar der an R’n’B erinnernden Gesangslinien als auch die dezent untergeschobenen Keyboards erfüllen einen bereichernden Zweck.

Nur, „Futurestories“ ist eben nicht in jeder Sekunde gut. So verzetteln sich BREATHE ATLANTIS zeitweise darin, aggressive Parts in die Songs zu quetschen. Hier dient das eigentlich sehr starke „Perfection“ als Idealbeispiel: Der eher treibende Song mit gefälliger Strophe und „WoOo“-Parts wird in der Mitte plötzlich von harten Gitarren und etwas Geschrei zerrissen – es bleibt ein großes Fragezeichen. Besser gelingt diese Symbio u.a. in „Golden Messiah“ oder „Reflection The Night“.

Klar ist aber, „Futurestories“ bezieht seine Stärken eher daraus, dass sie ähnlich wie MY CHEMICAL ROMANCE oder auch THE USED in ihren Hochzeiten eher auf eingängige, hochmelodiöse Stücke setzen, denen eine gewisse Melancholie anzuhören ist. In Sachen Metalcore haben BREATHE ATLANTIS dagegen nicht mehr als geplante Stangenware zu bieten, die eben hauptsächlich der Abwechslung dient, aber kaum eigene Akzente setzt.

Entsprechend bleibt „Futurestories“ ein Werk, das in mir eher Erinnerungen an Zeiten weckt, in der Emo ein kleiner Trend war. Das macht die Musik von BREATHE ATLANTIS aber keineswegs schlecht. Der sehr amerikanische Sound der Jungs und das ausgeklügelte, sehr variantenreiche Songwriting birgen großes Potenzial und zielen wohl eher auf größere Hallen denn Jungendclubs ab. Das könnte ihnen mit den Hits der Platte durchaus gelingen, auf gesamter Albumlänge offenbaren sich aber noch einige Lücken.

03.11.2016

Chefredakteur

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