Bright & Black - The Album

Review

Schon mit ihrem plakativen Bandnamen wecken BRIGHT & BLACK hohe Erwartungen an das eigene musikalische Schaffen: Die Vereinigung von Helligkeit und Schwärze, Licht und Schatten, Gut und Böse. Im Grunde reitet man dabei aber nur ein weiteres Mal das Klischeebild der Begegnung von Metal und Klassik als ultimative Synthese vermeintlich konträrer Weltanschauungen. Dabei sind in Wahrheit die Rollen keineswegs so klar verteilt, wie es unser sprichwörtliches Lieschen Müller gerne hätte, und die kompositorische Herangehensweise in beiden musikalischen Welten gar nicht so verschieden.

Orchester-Projekt mit namhaften Metal-Komponisten

Dass Metal-Musiker mit Ausflügen in die vermeintlich höherkulturellen Sphären der klassischen Musik liebäugeln, ist sowieso nichts neues und der hier quasi als Posterboy fungierende Cello-Solist Eicca Toppinen (APOCALYPTICA) ein routinierter Widerholungstäter. Dennoch gehen BRIGHT & BLACK die Sache konsequenter an als die meisten ähnlichen Projekte. Das Instrumentarium verzichtet bewusst auf E-Gitarren, moderne Drums oder andere Rock/Metal-Instrumente, zu hören sind auf „The Album“ vielmehr ausschließlich die klassischen Instrumente des „Baltic Sea Philharmonic“-Orchester unter der Leitung von Dirigent Kristjan Järvi.

Für die Kompositionen und Arrangements zeichnet neben Eicca Toppinen und Kristjan Järvi in erster Linie Produzent Jacob Hellner verantwortlich. Werbewirksam hat das Trio jedoch eine Reihe bekannter Metal-Musiker mit an Bord geholt, um jeweils komplett eigene Kompositionen beizutragen. So stammt der atmosphärische Opener „Nidhugg“ mit seinem epischen Soundtrack-Flair aus der Feder von Fredrik Åkesson (OPETH), an den sich mit dem perkussiven Uptempo-Kracher „Bloodgrind“ ein Beitrag von Nico Elgstrand (ENTOMBED AD) anschließt. Und wo sich Erik Danielsson mit „Mounts Of Misfortune“ weit von dem gewohnten Klangbild seiner Band WATAIN entfernt, gelingt Tomas Haake und Dick Lövgren bei „Armies Of The Preposterous“ das Kunststück einer im doppelten Wortsinne „klassischen“ MESHUGGAH-Komposition.

BRIGHT & BLACK spielen keinen Orchester-Metal

Die meiste Zeit über bildet Eicca Toppinen mit seinem charakteristischen Cello-Sound den Mittelpunkt des Geschehens, was die APOCALYPTICA-Crowd zweifellos erfreuen dürfte, den Gesamtsound jedoch etwas einseitiger wirken lässt als nötig. Hier lassen BRIGHT & BLACK die Chance, aus dem vollen Instrumentarium zu schöpfen und weitere Solo-Spots für Geiger oder Bläser zu schaffen, ungenutzt verstreichen. Angesichts der kompositorischen Qualität lässt sich dieses kleine Manko sicherlich verschmerzen, es stellt sich jedoch die Frage nach der Zielgruppe für „The Album“.

Trotz der mannigfachen Querbezüge zur Metal-Szene können BRIGHT & BLACK dieser rein stilistisch betrachtet keineswegs zugeordnet werden. Das Orchesterprojekt ist in bestuhlten und auf eine bestmögliche Akustik hin optimierten Konzertsälen zuhause, nicht auf den Bühnen von vornehmlich auf Lautstärke und die Feierlaune bierseliger Menschenmassen setzenden Metal-Clubs und Festivals. Wer sich von BRIGHT & BLACK jedoch keine Interpretation von Metal-Songs im Orchestergewand erhofft, findet auf „The Album“ extrem vielschichtige Orchesterstücke vor, die ein atmosphärisches Feuerwerk der unterschiedlichsten Gefühlslagen zelebrieren.

21.01.2024
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