Brilliant Coldness - Poisoned Reality

Review

Du meine Güte, was ist DAS denn bitte für ein scheußliches Bandlogo? Das war so ziemlich mein erster Gedanke, als BRILLIANT COLDNESS’s Album „Poisoned Reality“ hereinflatterte. Das Cover sieht das schon deutlich besser aus… Aber es heißt ja nicht umsonst „Never judge a book by its cover“, also erstmal ein Blick in die beigelegten Informationen geworfen – und schon wieder gibt es leichtes Stirnrunzeln: „Poisoned Reality“ hat schon fast vier Jahre auf dem Buckel, erscheint aber erst jetzt über das niederländische Label Apollon Records. Angesichts der ukrainischen Herkunft des Vierers kann ich diese Verzögerung ein wenig nachvollziehen, denn wenn man nicht gerade irgendwelchen folkigen Black Metal spielt oder durch wirre politische Aussagen auffällt, hat man es als Band aus dieser Gegend verdammt schwer, Aufmerksamkeit zu erregen. Beides ist zum Glück bei BRILLIANT COLDNESS nicht der Fall, so dass ich mich frage, welches osteuropäische Juwel Apollon Records hier wohl entdeckt haben.

Naja, ich würde vielleicht eher von „Halbedelstein“ sprechen – BRILLIANT COLDNESS spielen zackigen, progressiven Death Metal, der gleichzeitig sehr melodiös daherkommt, was auch an den reichlich vorhandenen Gitarrensoli liegen mag. Technisch sind die Jungs dabei hörbar fit – Blastbeats, Doublebass-Teppiche, Stakkato-Riffs, Griffbrettgewichse: Alles da! Aber irgendwie will mich das nicht so richtig vom Hocker reißen, tut mir Leid. Das Album ist schön abwechslungsreich gestaltet und es kommt zu keinem Zeitpunkt Langeweile auf. Dennoch bewegen sich BRILLIANT COLDNESS für meinen Geschmack zu sehr auf ausgetretenen Pfaden, besonders harmonisch sind die neun Songs – leider – sehr unspektakulär.

Dazu kommt noch Bassist und Sänger Mor, der für die Art von Gesang, die er gern liefern würde, vollkommen ungeeignet ist. Das klingt eher nach einer lungenkranken Kuh – und verdirbt mir teilweise echt den sich bereits in Grenzen haltenden Spaß. Zu mehr oder weniger guter Letzt sei hier die Produktion angesprochen, die zwar im Underground verhaftet bleibt, nichtsdestoweniger aber halbwegs druckvoll und transparent ist. Lediglich am Sound der Bassdrum hätte man echt noch was machen können, denn bei den Geschwindigkeiten klingt eine nachhallende Doublebass arg matschig.

BRILLIANT COLDNESS haben mit „Poisoned Reality“ ein technisch sauberes Album eingespielt, das zwar das Rad nicht neu erfindet, bei beinharten Fans progressiven Death Metals aber auf offene Ohren stoßen dürfte. Wenn sie es schaffen, an den stimmlichen Defiziten zu arbeiten und sich vielleicht ein bisschen öfter trauen, aus Standard-Mustern auszubrechen, können BRILLIANT sicherlich noch mehr Aufsehen erregen.

22.01.2010
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