Brotthogg - Ved Veis Ende

Review

Die Norweger BROTTHOGG sind schon seit 2017 unterwegs. Dabei dreht sich der musikalische Kern der Musik dieser Schwarzwurzelkapelle hauptsächlich um Kristian Larsen Moen, der sich praktisch für alle Instrumente verantwortlich zeigt; es wird zusätzlich noch ein Stephen Carlson für sämtliche Gitarrensolos kreditiert. Nur der Gesang wird anderweitig gehievt, nämlich von gleich zwei Herren, Craig Furunes und Jonas Moen. Mit „Ved Veis Ende“ erscheint nun deren viertes Vollzeitalbum und das erste, das gänzlich in norwegisch eingesungen worden ist. Entsprechend befasse man sich laut Bandpräsenz auch mit nordischer Folklore, was unsereins in Ermangelung an Norwegischkenntnissen einfach mal für bare Münze nehmen muss. Bleibt die Musik per se, die zu besprechen ist.

BROTTHOGG liefern schwarzmetallische Atmosphäre und todesbleierne Präzision

Dass zwei Sänger hier auf „Ved Veis Ende“ aktiv sein sollen, hört unsereins zumindest auf den ersten Blick nicht so wirklich heraus. Möglicherweise sind die Angaben, die zur Verfügung standen hinsichtlich des Lineups, aber auch veraltet, obwohl dies selbst durch die Presseinfo kommuniziert wird. Es kann natürlich sein, dass beide Sänger wirklich einen ganz ähnlichen Tonfall haben. So unwahrscheinlich das sein mag, auch hier müssen wir den offiziellen Aussagen wohl einfach mal Glauben schenken. Unabhängig davon lässt sich der Sound der Herren so ein bisschen in Richtung DISSECTION, KEEP OF KALESSIN und vielleicht auch KAMPFAR einordnen. Man wandelt also den Grat zwischen Black und Death Metal mit dem Hang zur düsteren Epik und Atmosphäre des ersteren in Kombination mit der Straffheit und dem technischen Furor des Zweitgenannten.

Und das funktioniert auch. BROTTHOGG legen einen richtig gemeinen Sound aufs Parkett, dessen Stärken vor allem in der Agilität der Gitarren und seinem Abwechslungsreichtum liegen. Moen spielt seine Hörerschaft zwar nicht unbedingt schwindelig im masturbativen Sinne, arbeitet sich aber durch eine Vielzahl von Motiven, die praktisch jedem Song mit zahlreichen Layern ausstaffieren. Der begleitende Gesang bewegt sich dabei meist im dem, was im Black Metal typisch ist, mit gelegentlich gequältem Aufjaulen zwischendrin, um dramatische Spitzen zu setzen. Clean Vocals sucht man vergeblich, sodass sich die Norweger hier nicht zu sehr modernen Gepflogenheiten anbiedern – man bleibt also den Traditionen verschrieben.

Dabei wirft man vermutlich aber zu viel auf einmal in die Waagschale

Wo BROTTHOGG sich dann aber verzetteln, ist ihr Hang zu längeren Songs in Kombination mit der Art, wie sich die Vielschichtigkeit innerhalb der Songs präsentiert. Selten lassen die Norweger ihrer Hörerschaft wirklich den Freiraum, um die Atmosphäre in sich aufzunehmen. Es gibt Ausnahmen wie beispielsweise „Pesta“, bei dem dezente EMPEROR-Elemente durchscheinen und den Eindruck eines Pestnebels vermitteln. Sonst jedoch lässt Moen den gespielten Motiven selten wirklich ausreichend Freiraum zur Entfaltung. Und wenn man wie im Opener „Fram Kryp Fanden“ über eine Spielzeit von sieben Minuten mit rund 20 verschiedenen Themen bombardiert wird, von denen keines wirklich mal erforscht wird, nimmt „Ved Veis Ende“ relativ schnell einen etwas langweiligen Gleichklang an, so als hätte man einfach nur harmonisch irgendwie kompatible Phrasen ohne Sinn für das große Ganze aneinander gehängt.

Die grundsoliden Bausteine des Sounds per se sind letzten Endes das, was die Norweger im Rennen hält. Man hört hier definitiv das Werk eines erfahrenen Musikers, der hier aber möglicherweise zu viel auf einen Schlag in die Waagschale geschmissen hat. Markante Hooks wie in „Skarpretter“ sind eher selten und die Schwierigkeit, zwischen beiden Sängern unterscheiden zu können, verhindern, dass viel vom Songmaterial nach Durchlauf der Platte wirklich auf Empfängerseite hängen bleibt. Was bleibt ist ein „nur“ gutes Werk für Fans des gleichsam atmosphärischen, aber auch technischen Schwarzwurzeltees, der in der unübersichtlichen Flut an Black Metal-Erscheinungen jedoch vermutlich untergehen wird …

12.12.2025

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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