Bruce Dickinson - The Chemical Wedding

Review

Nur knapp ein Jahr nach „Accident Of Birth“ buhlt BRUCE DICKINSON weiter um die Gunst des IRON-MAIDEN-Fanlagers. „The Chemical Wedding“ erscheint 1998 wenige Monate nach „Virtual XI„, dem zweiten Silberling seiner ex-Band mit Sänger Blaze Bayley. Wieder steht Roy Z hinter den Reglern, wieder ist Adrian Smith mit von der Partie. Und wieder erteilt DICKINSON seinem ehemaligen Arbeitgeber Steve Harris eine Lektion in Sachen Heavy Metal.

Wie schon sein Vorgänger, hat „The Chemical Wedding“ alles, was das Fanherz begehrt. Die Soli sind virtuos und trotzdem melodiös. Zweistimmige Leads gibt es ebenfalls zu Genüge. Auch der ein oder andere „Whohoho“-Chor für die Festivals hat sich auf das Album verirrt und wer beim Intro von „The Tower“ nicht sofort „Wrathchild“ ruft, sollte seine Ohren mal wieder ordentlich durchspülen. Ein Refrain wie in „Book Of Thel“ nimmt zudem schon viel von der Atmosphäre vorweg, die spätere MAIDEN-Alben kennzeichnen sollte. Gleiches gilt für die progressiven, leichtfolkloristischen Einflüsse in „Jerusalem“. Und wie es sich für ein proggiges Album gehört, gibt es natürlich auch ein übergeordnetes Konzept inspiriert vom britischen Künstler William Blake. Am deutlichsten zeigt sich das in „The Alchemist“. Der Rausschmeißer der ursprünglichen Albumversion (bei den aktuellen Reissues folgen noch drei gelungen Bonustracks) greift im Outro nämlich den Refrain des Titelsongs wieder auf.

BRUCE DICKINSON verkommt nicht zur Kopie

Trotz aller MAIDEN-Nostalgie und -Vorwegnahme, schmeißt BRUCE DICKINSON immer wieder Songs in den Ring, die seinem Soloprojekt weiterhin einen eigenen Sound garantieren. Moderne Metal-Riffs, wie in „Trumpets Of Jericho“, würde es bei IRON MAIDEN niemals zu hören geben. In eine ganz ähnliche Kerbe schlägt auch das von Adrian Smith mitkomponierte „Machine Men“. Durch diesen Mix aus klassischem Metal, modernen Riffs und einer amtlichen Prog-Kante, zündet „The Chemical Wedding“ allerdings nicht beim ersten Anhören. Den ein oder anderen offensichtlich Hit gibt es zwar („The Tower“, „Killing Floor“), viele Songs brauchen aber ein paar Durchläufe, um sie als Zuhörer komplett zu erfassen. Dabei hilft die gewohnt fette Produktion von Roy Z.

BRUCE DICKINSON gelingt mit seinem fünften Soloalbum ein anspruchsvolles Werk, das Fans des klassischen Heavy Metals genauso begeistern sollte wie Prog-Heads. Zudem ebnet die Platte Ende der 90er endgültig den Weg für seine und Adrian Smiths Rückkehr zu IRON MAIDEN.

27.12.2017

"Irgendeiner wartet immer."

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