Ceremony - Still Nothing Moves You

Review

Die Genres Hardcore und Metal hatten irgendwie schon immer etwas gemeinsam, allerdings wurden die Grenzen in den letzten Jahren immer fließender. Viele Bands, die offensichtlich die Metal-Schiene bedienen, beziehen sich auf den Old-School-Hardcore als weiteren Haupteinfluss und auf die räudige und unbändige Energie, die von den alteingesessenen Bands ausging. Wie auch immer man es dreht und wendet: So gut ein großer Teil der gemeinhin als Metalcore bezeichneten Bands auch sind, die ursprüngliche Wut, die Aggressivität ist in den meisten Fällen abhanden gekommen.

CEREMONY sind da anders. Ganz anders. Die neue Scheibe heißt „Still Nothing Moves You“, beginnt düster und bedrohlich und explodiert dann schlagartig. Das Ganze gipfelt in einer heftigen, 20-minütigen Soundwand, in der gezielte, zum großen Teil unter einer Minute lange Wutausbrüche aneinander gereiht werden, unterbrochen und begleitet jedoch von einer unheimlichen, Furcht einflößenden Düsternis, die mit ihrer höllisch-teuflischen Intensität Erinnerungen an diverse rabenschwarze Metal-Augenblicke wach werden lässt. Für CEREMONY gilt das, was viele andere Bands gerne von sich behaupten, aber nie so wirklich in die Tat umsetzen: Hardcore ist am Besten, wenn er pur, roh, und unverfälscht klingt, und wenn die „Songs“ (sofern man die Fragmente so nennen mag), scheinbar von einem hasserfüllten und leuchtend-schwarz, mitunter blutroten Herzen entstanden, den Hörer mit Wehemenz zu Boden zwingen. Erst dann ist die Mission erfüllt.

20 Minuten mögen objektiv keine lange Spielzeit sein, freilich werden jedoch Anhänger dieses Stils, und vor allem die Künstler, die ihn spielen, entgegensetzen, dass es im Hardcore auf die Intensität ankommt. Die Stimmung, die auf „Still Nothing Moves You“ zelebriert wird, ist nicht anders zu bündeln. Jede Minute länger wäre Spielzeitstreckung gleichgekommen, erst dadurch klingt das ganze Werk so glaubhaft und authentisch. 20-Minuten-Shows sind für Old-School-Fanatiker zudem nicht Unbekanntes. Nein, das hier besitzt keinen großen technischen Anspruch. Es besitzt aber Leidenschaft, Temperament und Originalität. Bezogen auf das Genre gab es lange keine Band mehr, die den Trendströmungen, die auch vor ihrem musikalischen Bereich nicht halt machen, so die lange Nase zeigt. Das, wofür dieser Stil von Vielen so bewundert wird, ist hier in einer Art und Wiese dargeboten, die ich beinnahe makellos nennen würde. Hardcore mit einem greifbaren künstlerischen Aspekt. Das ist nicht wirklich viel, aber es ist dennoch in diese Falle genug. Nein, ich korrigiere mich, es ist alles. Und deshalb bleibt mir keine andere Wahl als die Höchstnote.

14.08.2008
Exit mobile version