Chelsea Wolfe - Hiss Spun

Review

Es gibt Alben, da ahnt man schon nach fünfzehn Sekunden, dass es vermutlich passen wird. So ging es mir zumindest nach dem heftigen Opening-Riff in der Schnittmenge zwischen Doom und Drone, welches das sechste CHELSEA WOLFE Album „Hiss Spun“ und den Song „Spun“ eröffnet.

Die Metamorphose der Frau Wolfe

Kein Wunder, dieses Riff stammt aus einer Kooperation mit Troy Van Leeuwen (QUEENS OF THE STONE AGE) und Bandmitglied Ben Chisholm. Aber natürlich ist das Album kein reines Metal-Album geworden, sondern vermischt weiterhin verschiedenste Elemente und Einflüsse. Der elektronische Anteil, welcher „Abyss“ und „Pain is Beauty“ dominiert hat, ist allerdings zurückgefahren worden.

Steht nun eine Rückkehr in folkige Gefilde an? Mitnichten, auf „Hiss Spun“ übernehmen verzerrte Gitarren, Bass und Drums das Kommando und liefern die perfekte Bühne für die zauberhafte Stimme von Chelsea Joy Wolfe. Man kann durchaus von einer Synthese des Albums mit Rock bzw. Metal-Elementen sprechen, auch aufgrund der klaren Songstrukturen.

Chelsea Joy Wolfe – eine aparte junge Frau

Aber, das soll an dieser Stelle ganz klar werden, das Album ist nicht besser, weil es härter ist, sondern es ist härter und besser. Denn „Hiss Spun“ bietet eine enorme Verdichtung von hochwertigen Stücken. Nach dem bereits gelungenen Opener katapultiert „Wolfe Psyche“ CHELSEA WOLFE auf den Thron des Songwritings, eine Melodie zum Sterben schön, ein Ohrwurm der hartnäckigen und nachhaltigen Sorte. Straff rockend, mit einem wunderbar kühlen, trockenen und abgeklärten Sound, säuselt, singt und schreit uns CHELSEA WOLFE tief in ihr verworrenes Labyrinth der wohltuenden Dissonanzen. „Halb zog sie ihn, halb sank er hin. Und ward nicht mehr gesehn.“

Dazu zählen dann auch bizarre Symphonien, in denen CHELSEA WOLFE zur empörten Sirene mutiert, die ihre Frustration und Angst in die Welt hinausschreit. „Scrape“ markiert in diesem Zusammenhang das fulminante, eindringliche und empörende Ende von „Hiss Spun“.

CHELSEA WOLFE – so stark und eindringlich wie nie zuvor…

„Hiss Spun“ reflektiert die moderne Welt als Plattform von Gewalt, Terrorismus und Krieg. Frau Wolfe erklärt: „Es ist überwältigend und ich muss darüber schreiben.“  Und es ist gut, dass sie darüber schreibt, denn das Album ist einfach herausragend gelungen, ein Meilenstein in der Bandgeschichte von CHELSEA WOLFE und weiterhin ein Zeichen, wie man in 2017 eine echte Weiterentwicklung bewerkstelligen kann.

Das Album des Winters, der perfekte Soundtrack für den Jahresausklang und vielleicht sogar das Album des Jahres.

Übrigens, wer nicht genug von CHELSEA WOLFE bekommen kann – Live-Termine für Deutschland in 2018 werden demnächst veröffentlicht.

09.10.2017

Stellv. Chefredakteur

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