Chotzä - Plump u Primitiv (10 Jahr Furchtbar)

Review

CHOTZÄ aus Bern könnten gut und gerne als die CARPATHIAN FOREST der Schweiz gesehen werden. Die Band geht mit der gleichen rotzigen Punk-Attitüde an ihre Songs wie die Kollegen aus Norwegen und suhlt sich ebenso gern im Schmutz. Dass der Bandname ungefähr so viel bedeutet wie das schöne Verb „kotzen“, sollte also keine Fragen im Raum stehen lassen.

Unter dem Motto „10 Jahr Furchtbar“ wollen CHOTZÄ nun ihr Jubiläum feiern und veröffentlichen dazu ihr Debütalbum „Plump u Primitv“ aus dem Jahr 2014 als neu aufgenommene Version, um die Entwicklung der vergangenen zehn Jahre zu verdeutlichen. Die Texte sind wie gewohnt im schweizer-deutschen „Bärndütsch“ verfasst und nehmen absolut kein Blatt vor den dreckigen Mund.

CHOTZÄ – CARPATHIAN FOREST aus der Schweiz

Treffend, dass der räudige Opener des Albums auf den Titel „Hass Musig“ hört und damit die Fronten klärt. Das prägnante Main Riff kracht direkt ins Gesicht und der treibende Rhythmus schießt wie eine Kugel aus einer rostigen Feuerwaffe ins Bein. Der folgende Titeltrack wirft sich anschließend mit der Nase nach vorn noch tiefer in den Dreck. Zu einem Vibe von DARKTHRONE der späten Neunziger wird der Albumtitel mit Stolz ausgelebt. „Jesus vo Na(rsch)zareth“ betet zu Anfang artig ein „Ave Maria“, um der Heiligkeit anschließend verächtlich einen dicken Klumpen ins Gesicht zu rotzen.

Einen Heiligenschein tragen CHOTZÄ sicher nicht. Ihre Musik widmet sich ganz klar Sex, Suff und Satan und dem Ausleben obszöner Vorlieben. Musikalisch erinnert „Schliimschiisä“ an MAYHEM zu „De Mysteriis Dom Sathanas“-Zeiten. Vor allem die quasi Bandhymne „Freezing Moon“ springt hier direkt in den Sinn. Zum besonderen Anlass des Jubiläums haben CHOTZÄ noch zwei Bonustracks in das Album aufgenommen, die bisher noch nicht erschienen waren.

„Plump u Primitiv“ – Hymnen an die Räudigkeit

„Schtumpf isch Trumpf“ zelebriert im Mitgröhl-Refrain wieder mit Überzeugung die Überzeugungen der Band, während „Wäuschä Wii“ eine kleine Überraschung darstellt. Ein melancholisches Akustikgitarren-Intro und dramatischer Gesang beschwören eine Atmosphäre wie bei den frühen DIMMU BORGIR herauf. Das kommt auf diesem Album wirklich unerwartet. So wird der Abschluss auch gleichzeitig zum Highlight des Albums.

Musikalisch gibt es auf „Plump u Primitiv“ nicht viel zu meckern. Trotz dem ausgelebten Bekenntnis zur versoffenen Räudigkeit ist alles druckvoll eingespielt und durchaus unterhaltsam. An der oberen Liga des Genres kratzen CHOTZÄ jedoch leider nur gelegentlich, denn es fehlt einzelnen Songs zwischendurch an langfristiger Durchschlagskraft.

Die Texte im Dialekt der Muttersprache zu veröffentlichen, ist ein mutiger Schritt, aber für ungeübte Ohren ohne eine Übersetzung an einigen Stellen nur schwer nachvollziehbar. Das bleibt natürlich Geschmackssache und für eine ordentlich versiffte Jubiläumsfeier ist die Neuauflage von „Plump u Primitiv“ durchaus gut geeignet.

08.07.2021
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