Circle Of Illusion - Jeremias - Foreshadow Of Forgotten Realms

Review

Was habe ich mich darauf gefreut, endlich steht die neue AYREON-Scheibe in den Läden! Doch halt, was schneit mir da eben noch auf den Schreibtisch? CIRCLE OF ILLUSION? Kenne ich nicht. Machen aber symphonischen Prog-Metal und haben mit „Jeremias – Foreshadow Of Forgotten Realms“ ihr Debüt-Konzeptalbum mit immerhin drei Sängern herausgebracht. Auch eine Art Prog-Rockoper also, mithin ideal als Aufwärmübung für den neuesten Geniestreich aus dem Hause Lucassen?

Das ultrafette, textlastige Booklet hätte eine Warnung sein können, sollen, müssen. Die Österreicher gehen ungemein ambitioniert zu Werke – überambitioniert muss man leider sagen. So ist die den Texten zugrunde liegende Konzept-Geschichte zwar alles andere als innovativ, wird aber in epischer Breite ausgewalzt. Angesichts des mittelmäßigen Schreibstils dürften nur die wenigsten Zuhörer den gesamten Begleittext komplett lesen. Hinzu kommt ein reichlich billig wirkendes Cover-Artwork, das den trashigen Ersteindruck unterstreicht.

Doch genug der Nebensächlichkeiten, kann wenigstens die Musik überzeugen? Ja, wenn auch nicht uneingeschränkt. Die Kompositionen sind überwiegend durchdacht und vielschichtig. Zwar gehen CIRCLE OF ILLUSION immer wieder hart an die von RHAPSODY (OF FIRE?) für das neue Jahrtausend definierte Grenze der Bombast-Verträglichkeit, dazwischen findet sich aber doch genug Raum für spannende musikalische Experimente. Besonders die deutliche Jazz-Schlagseite lässt die Band auf interessante Weise anders klingen und schafft einen gewissen Wiedererkennungs-Wert.

Mangelware sind hingegen die großen Ohrwurm-Melodien und Hooklines. Zu oft schlägt man in die gleich zu Anfang definierten Kerben und verpasst den Songs damit ein arg homogenes Erscheinungsbild. Mit gezielter eingesetzten Tempowechseln wäre hier viel gewonnen gewesen. Ansonsten wirkt die überbetont plakative Ausdrucksweise der Sänger störend. Was eigentlich Gefühle transportieren sollte, verkommt durch die übertriebene Präsentation rasch zur Karrikatur und weckt damit unschöne Erinnerungen an Möchtegern-Schauspieler in mittelmäßigen Musical-Produktionen, was leider auch allzu gut zum weichgespülten Klangbild der Allerwelts-Produktion passt.

So bleibt alles in allem der Eindruck von einer Band, die viel will und dabei merklich übers Ziel hinausschießt. Beim nächsten Mal bitte etwas kleinere Brötchen backen!

Und nun entschuldigt mich bitte, die neue AYREON-Scheibe wartet bereits…

26.10.2013
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