ColdWorld - Isolation

Review

Georg Börner, seines Zeichens für alle Instrumente, Arrangements und Lyrics bei COLDWORLD zuständig, bezeichnete sich schon in einem Interview aus dem Jahr 2008 nicht als der typische Black Metaller und offenbarte eindeutig, was er von Kategorisierungen und Scheuklappen hält. Dass diese Einstellung auch in den Folgejahren angehalten hat, beweist nicht zuletzt das Zweitwerk „Autumn„, in dem eine klare Entwicklung des Sounds zu vernehmen war und nun spätestens „Isolation“ – ein mächtiger Schritt, den vielleicht nicht jeder begrüßen wird.

Best served cold!

War Black Metal im Projektkonstrukt COLDWORLD bisweilen doch immerhin noch eindeutig der Rahmen, so ist dieser inzwischen derart abgeschliffen, sodass man diese Annahme nicht mehr mit Sicherheit treffen kann. „Isolation“ wurde passenderweise über den Zeitraum mit Phasen zwischen Kontaktbeschränkungen und Lockdown (ja, über die Begrifflichkeit kann man sich in Deutschland streiten) komponiert und ist folglich als stimmungsvolles Gesamtwerk zu betrachten und emotional im Idealfall entsprechend zu konsumieren.

Dabei ist es fast schon irreführend, dass COLDWORLD mit „Walz“ bereits vorab ein Stück präsentieren. Das ist zwar einerseits nachvollziehbar, da man ebendiesen Song vielleicht noch am Ehesten aus „Isolation“ herauslösen darf, doch auf der anderen Seite entfaltet sich diese tiefschürfende Sehnsucht, welche diese Platte zu entwickeln weiß, nur im Gesamtbild. Mitunter müssen vielleicht auch erstmal die eigenen Erwartungen eingenordet werden, nachdem „Leere“ und das hervorragende „Soundtrack To Isolation“ als gänzlich instrumentale Versionen daherkommen.

„Isolation“ legt die Black-Metal-Basis häufig ab

Das sollte man im Falle des „Erwartungsschocks“ auch in jedem Fall tun, denn die Momente in denen Georg Börner auf „Isolation“ zum Mikrophon greift, sind rar gesät. Nebst vier reinen Instrumentalstücken agieren COLDWORLD auch etwa bei besagtem „Walz“ oder dem mit passendem Titel gesäumten „We Are Doomed“ vocaltechnisch reichlich rudimentär. Die mit Bedacht ausgewählten Lyrics sollen auf diesem Album größtenteils aus Gedichten des Schotten James Thomson entstammen. Gleichsam verabschiedet man sich von reinen schwarzmetallischen Trademarks wie zum Beispiel den stürmischen Ausbrüchen, die auf „Autumn“ noch reichlich vorhanden waren. Stattdessen liegt der Fokus verstärkt auf schleppender instrumentaler Schwermütigkeit, repetitiver Elemente und einer hypnotischen Grundstimmung.

In der zweiten Hälfte setzt „Isolation“ dann noch einmal vermehrt auf Facettenreichtum. „Isolation Stagnation“ fischt neben zuvor bereits gehörten Einflüssen unverkennbar im Ambient-Bereich, während der Abschluss „Hymnus“ mit elektronischen Passagen aufwartet. Doch wie in den oberen Abschnitten bereits ausgeführt, macht es nur wenig Sinn, das dritte Album des Erfurter Einzelkämpfers auseinanderzunehmen. COLDWORLD brechen mit dieser Platte sicherlich stärker aus denn je, aber Börner hat eben die feine Klinge für große Momente immer noch parat und schwingt diese abermals bravourös auf neuem Schlachtfeld.

18.09.2022
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