Colosus - Blestem

Review

Kaotoxin Records haben sich entweder an einem höchst albernen PR-Gag versucht, oder sind einfach unbedarft naiv. Jedenfalls hat mich die Aussage, der Mann hinter COLOSUS sei ein anonymes Mitglieder einer anderen Kaotoxin-Records-Band, immerhin ein bisschen amüsiert. Wer sich die Mühe machen will, kann den Namen ja einfach in der beliebten Metal-Enzyklopädie eingeben. Sich Sorgen machen, dass COLOSUS enorm Aufsehen erregt und die Anonymität verloren gehen würde, muss sich aber eh niemand. Denn dieser Fauxpax in der Bandbiographie war schon das aufregendste, was mir im Zusammenhang mit dem Debütalbum „Blestem“ begegnet ist.

Über mehr als eine Stunde entführt COLOSUS einen nämlich in eine absolut triste Ödlandschaft, irgendwo zwischen standardisiertem Depri-Black und solidem Ambient-Gewaber. Mitunter bricht „Blestem“ zwar in schnellere Passagen aus, verliert aber nie seinen schleppenden und eben auch monotonen Charakter. Letzteres zielsicher einzusetzen ist eine Kunst, die COLOSUS auf seinem Debütalbum leider eher misslingt. Die Langeweile setzt eigentlich schon mit dem ersten Song ein. Die Probleme sind dann auch sinnbildlich für ein Genre, dass nur sehr wenig großartige Bands hervorgebracht hat. Die langgezogenen Schauer-Keyboards findet man an jedem Eck, die minimalistischen Leads und Riffs birgen wenig Gedächtnisstützen noch sprechen sie emotional wirklich an und spätestens beim Trommler aus der Steckdose fängt es an zu nerven. Vor allem weil die Drums nicht nur furchtbar eintönig sind, sondern noch dazu klingen als würde jemand penetrant mit einem Löffel auf eine mit Matsch überzogene Blechtrommel kloppen. Ganz so schlimm wie es hier klingt ist „Blestem“ aber glücklicherweise nicht, nur eben überflüssig.Immerhin schafft es COLOSUS, ein für diesen Stil ungewöhnlich variables Songwriting an den Tag zu legen und setzt immer wieder auf Rhythmuswechsel. Das rettet „Blestem“ zwar nicht, lässt die faden Abschnitte aber immerhin nicht ganze zehn Minuten dauern. In den Uptempo-Parts wirkt das Album zeitweise sogar gefällig.

Nichtsdestotrotz steckt in dem Einmannprojekt nicht mehr als Potenzial und „Blestem“ müssen sich wirklich nur Alleshörer antun. COLOSUS ist kein furchtbarer Ausfall, aber so richtig viele Argumente für eine Reinhör-Empfehlung gibt es trotzdem nicht. Immerhin bleibt so die Chance bestehen, ganz anonym zu bleiben …

02.12.2013

Chefredakteur

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