Concrete Winds - Primitive Force

Review

„Primitive Force“ ist zwar das Debüt von CONCRETE WINDS, doch die wiederum sind quasi die Nachfolger der finnischen VORUM. Und jene Burschen trieben zwischen 2008 und 2018 ihr auch bei uns viel beachtetes Unwesen („Grim Death Awaits“, „Poisoned Void“, „Current Mouth“).

Du magst es stressig, unharmonisch und extrem dreckig auf die Ohren? Dann bist du bei CONCRETE WINDS genau richtig, denn die Finnen blasen dir wirklich die Gehörgänge frei. Räudig, lärmend, nervig, das ist die simple Formel dieser Rabauken.

CONCRETE WINDS mit primitiver Wucht

Man erlebt echt verdammt selten eine Kapelle, die einem mit ihrer Mucke dermaßen auf die Ketten geht wie CONCRETE WINDS. Das sollte man jetzt aber nicht mal unbedingt als Kritik verstehen, es ist eigentlich eher eine Art Kompliment. Denn aus irgendeinem Grund greift man dennoch immer wieder mal zu „Primitive Force“, also muss die Scheibe schon etwas haben. Was einem zunächst als purer und teilweise recht mies produzierter Lärm erscheint, entpuppt sich mit der Zeit als gewollt schmutziges Chaos und entfaltet dadurch eine äußerst seltsame Faszination.

Nur wenige Parts bleiben wirklich hängen, und das auch nicht nach mehreren Durchlaufen. Doch ganz genau das ist auch ziemlich sicher nicht das Ziel dieses dreckigen Silberlings. „Primitive Force“ will dir den Nerv töten, und zwar immer und immer wieder. An schlechten Tagen, also wenn diese Scheibe überhaupt nicht geht, vergibt man sicher locker vier Punkte weniger. Dennoch hat das Ganze einen recht seltsamen und vor allem eigenen Charme.

Volle Kanne Krach auf beide Löffel

Der Promozettel schwadroniert von „wildester Wut und schwärzestem Zorn“, dem „Inbegriff von Gewalt“ und der „puren Magie eines Death-Metal-Sounds“. Typisch übertriebenes Promo-Gefasel? Nein, verdammt nochmal, das kann man durchaus so unterschreiben. „Primitive Force“ ist zutiefst verstörend und beeindruckend zugleich. Und viel besser hätte man diese Scheibe auch kaum betiteln können. Denn ja, ihr wohnt eine gewisse chaotische Kraft inne, und nochmals ja, das Ding ist wirklich primitiv.

Die einzige Abwechslung in diesem infernalischen Geballer ist eigentlich nur „Tyrant Pulse“ mit seinem dezenten Industrial-Touch. Da gibt es anfangs sogar mal richtige Harmonien zu bewundern und auch ansonsten geht dieser Track richtig prima ins Ohr. Abwechslung dieser Art könnte man zukünftig ruhig öfters mal einstreuen. Auch „Dissident Mutilator“ bietet mal kurz einen Nicht-Vollgas-Part an und „Volcanic Turmoil“ hatte durchaus ein paar markante Harmonien.

Ansonsten holzen und prügeln sich CONCRETE WINDS ungestüm durch den stinkenden Morast. Und obwohl die Scheibe mit 25 Minuten eigentlich verdammt kurz ist, fühlt man sich danach wie nach einer mehrstündigen Folter. Diese Scheibe ist ganz klar ein Angriff auf die Schönheit der Musik.

Ein Angriff auf die Schönheit der Musik

Vom täglichen Genuss sei dem Normalo-Krach-Liebhaber ganz sicher abzuraten, aber in gelegentlichen Dosen erzielt diese starke Medizin eine nicht zu verachtende Wirkung. Auch die Produktion wird den meisten richtig weh tun, aber auch das soll ganz sicher genauso sein. Ein klarer und sauberer Sound hätte nämlich die Grundstimmung von „Primitive Force“ ziemlich zerstört.

Und falls es so etwas wie War Death Metal bis jetzt noch nicht geben sollte, wer kennt sich da schon noch aus heutzutage, dann haben ihn CONCRETE WINDS mit dieser Scheibe möglicherweise gerade erfunden. Diese Art von chaotischer Kakophonie kennt man ja eigentlich eher aus dem schwarzen Sektor vom War Metal.

CONCRETE WINDS wollen möglicherweise vieles sein, aber ganz sicher keine Band für den Großteil der metallischen Gemeinde. „Primitive Future“ spricht eher die Spezialisten der Szene an, denen es kaum schräg, laut und wüst genug sein kann. Der Otto Normalhörer wird um diese Scheibe eher einen Bogen machen.

02.07.2019
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