Corvin - Slavery

Review

„Brachiales aus dem Alpenland“ versprechen uns die fünf Burschen von CORVIN, und zunächst sieht alles danach aus. Ihr neues, in Eigenregie produziertes und veröffentlichtes Debütalbum „Slavery“ beginnt mit stakkatoartigen Dampfhammerriffs in bester Nu-Metal-Manier. Immer schön auf den Sound geachtet, immer schön abgehackt gespielt, sauber. Dann setzt die Stimme ein: Ah, der Sänger kann schön gepresst und heiser husten, aber nicht nur das: Pünktlich zum Refrain spielen die Gitarristen offene Akkorde und auch Sänger Daniel agiert viel melodischer. Bei Track Nummer zwei („Energy“) rappt er plötzlich munter drauflos, und hier möchte ich mir die Texte doch mal etwas genauer ansehen, werden sie doch im Info-Blatt besonders hervorgehoben.

„Brachiales aus dem Alpenland“, so treffend das selbstgewählte Etikett auch hier. Es ist ja schön und gut, wenn man Spaß bei den eigenen Konzerten hat, aber muss das in Texte wie bei „Energy“ münden? Dann möchte ich mich doch lieber auf die Musik konzentrieren. Aber was ist das? Schon wieder ein Chorus mit melodischen Vocals, diesmal klingt’s aber arg gequetscht: Bei „On My Own“ agiert Sänger Daniel in Tonlagen, die ich am ehesten einem Jungen im Stimmbruch zuschreiben würde. Wenn wenigstens die Melodie nicht so ausgelutscht wäre… „Let It Out“ beginnt mit einer Basslinie, die von den Gitarren aufgegriffen wird. Eigentlich ganz vielversprechend, hätten die Jungs nicht wieder so einen zuckersüßen Refrain hinterhergeschoben. Vielleicht der Titeltrack „Slavery“? Nö, hier ist alles noch eine Nummer härter: Erst in der Strophe irgendetwas mit „Motherfucker“ rappen, dann einen derart seichten Chorus säuseln, als wollte man gerade Mutti beichten, dass man auf das eigene Geschlecht abfährt. Sorry, auch wenn das andere Bands genauso vorgemacht haben, aber das geht gar nicht!

„Brachiales aus dem Alpenland“ mag es die Band selbst nennen. Ich würde CORVIN dringend empfehlen, sich auf die wirklich brachialen Passagen zu beschränken und die käsigen Refrains außen vor zu lassen. Die beiden Elemente passen einfach nicht zueinander. Außerdem sollten sich die beiden Gitarristen originellere Riffs ausdenken, denn „Slavery“ enthält in dieser Hinsicht nicht mehr als altbekannte Standards. Zuletzt: Die Produktion von „Slavery“ ist zwar ganz ordentlich geworden – bei einer Band, die sich über den Sound definiert, ist das aber zu wenig: Da sitzen einfach nicht alle Beats, alle Breaks und alle Raps punktgenau. Insofern: Neue Songs ohne Klargesang, bessere Produktion, und die Welt sieht für CORVIN brachial besser aus.

01.10.2008

- Dreaming in Red -

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