Creutzfaelltjakob - Wir Lieben Euch Doch Alle

Review

Manchmal muss man als Rezensent schon eine masochistische Ader haben, wenn man sich Unrat wie diesen durch die Muscheln schleifen muss. Wenn man Bands wie Creutzfälltjakob (unsäglich lustiger Name) so lauscht, möchte man die den Erwerb von Musikinstrumenten am liebsten gesetzlich lizensiert wissen. Die Home-Production erinnert am ehesten an Midtempo-Hardcore der frühen 90-er, Marke „Wie lange kann ich spielen bis die ersten Bierflaschen fliegen“. Das Riffing ist so interessant wie ein Taschenrechner von unten, und welcher Student der Tontechnik ein abschreckendes Exempel seiner Wissenschaft geliefert bekommen möchte, sollte sich frohen Mutes auf Creutzfälltjakob stürzen. Erschreckend miserabel sind auch die instrumentalen Einzelteile: Das Brüllen klingt wie Chris Barnes nach erfolgreicher Kastration, der „Gesang“ wie Rammsteins Evil Till ohne notwendige technische Unterstützung, und die Drums sind so kreativ wie ein Dreibierkistenhoch auf seinem Xylophon. Zu den Texten schließlich fällt mir nichts mehr ein. „Urteil, Toleranz. Ignoranz, Totentanz, Schwanz ab, Exkremente von Befindlichkeit – Zyniker. Ref: Schwanz ab“. Oder auch aus dem Titel „Penatenpopup“: „(…) Oft habe ich die Qual der Wahl – Odol nun doch wieder rektal. Ich schieb es rein in den Kanal – und lieb es doch anal. Ref: Penatenpopup.“ Desweiteren wären da noch eine Hymne über sexuelle Selbsterfahrungen der Enterprise-Offiziere und ein ungeheuer sozialkritischer Track zu einem ebenso ungeheuer brisanten Thema: BSE. Über Cindy, das Kalb. Natürlich niveaubefreit und beißend peinlich. Einzig anhörbar ist „Schlaflos“ dank seines ernstzunehmenden Textes (daher der 1 Punkt). Irgendwo hatte ich auch noch ein Solo entdeckt – aber auf der Suche danach die CD noch einmal durchhören… Nein danke. Einen weiteren Gnadenpunkt für die Identifizierbarkeit als bloße Musik zu vergeben (dank Rhythmus vielleicht), halte ich für unnötig. Auch wenn das Gesamtkunstwerk ursprünglich als irgendwie humorig gelten sollte: Angesichts dieser himmelschreienden Peinlichkeit in Tateinheit mit musikalischer Impotenz hab ich für die Jungs nur noch einen Appell übrig: Lasst es bleiben.

03.06.2001
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