Cripper - Hyëna

Review

CRIPPER veröffentlichen ihr viertes Album Hyëna über das Label Metal Blade. Dies bedeutet, die Hannoveraner spielen jetzt offiziell in der Liga, in der sie inoffiziell schon seit Jahren spielen. Längst sind CRIPPER ganz selbstverständlich Gast auf den Bühnen der großen Metal-Festivals und hatten die Gelegenheit, intensiv an ihrer Kunst zu feilen, sich auszuprobieren und dadurch zu wachsen. Mit Hyëna findet dies nun einen ersten Höhepunkt, genau wie die Hyänen zeichnen sich CRIPPER in erster Linie durch Kraft und Ausdauer aus.

Der Titelsong Hyëna geht als erstes ins Rennen und zeigt in knapp fünf Minuten, dass CRIPPER wacher und ambitionierter sind denn je. Eine angenehm disharmonische Eingangsmelodie, Stakkato und anschwellendes Getrommeln zieren die ersten Meter, bis der Song karge, aber ansprechende Thrash-Riffkunst erreicht. Unerwartet werfen die Gitarristen Christian Bröhenhorst und Jonathan Stenger dem Hörer den weichen Melodiemantel über und Britta grölt so dermaßen intensiv Fix me, dass sich zwangsläufig die Nackenhaare aufstellen und schon der erste Song den Finger zu Repeat-Taste schnellen lässt. Mit dem folgenden, ohne Umschweife einsteigendenTourniquet, dem fies-drückenden Bloodshot Monkey Eye, dem hakenschlagenden A Dime for the Establishment mit doppeltem Refrain und dem außergewöhnlichen 7“ feuern CRIPPER ein wahres Hit-Feuerwerk ab. Dies wurde den Hannoveranern zwar stets zugetraut, in dieser Konsequenz aber bis jetzt noch nicht auf Rille gepresst. Britta Görtz zeigt in einigen Momenten beispielhafte gesangliche Stärke und schwenkt souverän von harsch zu behaglich. Lobenswert ist auch der Sound auf Hyëna, die Gitarren donnern mit dem anheizenden Bass im Schlepptau, der Gesang ist nicht zu dominant und melodische Feinheiten sind deutlich wahrnehmbar.

Kompositorisch preschen CRIPPER nicht blind nach vorne und versuchen auch keineswegs, mit aufwendigen Tricks zu punkten – im Gegenteil, CRIPPER liefern schlicht und ergreifend grandiose Songs, resultierend aus Können und Erfahrung. Das Quintett konzentriert sich auf das Wesentliche, überzeugt mit Eingängigkeit und muss sich auch dann, wenn der erste Schein verblasst, nicht verstecken.

Und genau deshalb übertreten die Hannoveraner ganz locker die Grenze von einer schnöden Empfehlung zu einem Highlight. Denn Hyëna hat Substanz und Tiefe, und endlich können CRIPPER eine breitere Masse ansprechen. Rasante Flitzer wie Patterns in the Sky, kratzige Spoken-word-Passagen in 7′“ oder auch beinharte Grooves wie in The Jackhammer und Pure setzen Akzente in dem rundum gelungenen vierten Album. Auch wenn jeder der elf Beiträge für sich glänzt, wirkt Hyëna unteilbar und abgeschlossen. Der Deal mit Metal Blade ist nicht nur gerechtfertigt, sondern war lange fällig und gab CRIPPER den letzten nötigen Schliff. Reality is now!

15.11.2014
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