Crysalis - Ein Mittsommernachtsmord

Review

Gothic ist, wenn man trotzdem lacht? So oder ähnlich scheint das Konzept dieser Formation aus dem Ruhrpott zu lauten. Der unfreiwillige Humor ist leider ständiger Begleiter durch den Zweitling des Trios. Das beginnt mit Stimmathlet Diardes und seinem grauenhaft peinlichen Luftpressen vorbei an allerlei anatomischen Hindernissen, was wahrscheinlich das allseits beliebte „kranke Krächzen“ verursachen soll, hier aber eher puppenlustig wirkt. Ähnlich pflegebedürftig klingt auch die Gitarre, die, gänzlich der Höhen und Mitten beraubt, am Frequenzboden von einer überlauten Bassdrum zertrampelt wird. Steigt man auf den sechs Saiten einmal die Pentatonik hinan, wackelt das Fundament alsbald gewaltig mangels zweiter Gitarre und miesem Sound. An Einflüssen mangelt es Crysalis ebenso wenig wie an Mut zur Selbstverwirklichung: Folk und Powermetal finden neben dem allgegenwärtigen Gothic-Einschlag ihren Part, lediglich die ausgeschriebene Zutat „Blackmetal“ kann durch substanzlosen Gekrächze allein nicht manifestiert werden und geizt somit mit Anwesenheit. Der Titel des 19-Minüters „Meine ewige Liebe“ scheint dem Refrain zu gelten, dessen vier Zeilen satte 11 mal in allen gängigen Variationen wiederholt werden. Das beinahe unerträgliche „Outro“ dieses Songs (volle 7 Minuten!) geht mir schließlich nur noch auf die Nerven, obwohl der Text als solches in seiner einfachen, aber gelungenen, intensiven Lyrik (und durch ein Augenzwinkern) zu gefallen weiß. Durchaus genießbar sind ferner jene akustischen Passagen, in denen Bassistin Chrys mit ihrer wirklich schönen Stimme glänzt, wie beispielsweise in den ersten Minuten von „Dust and Salt“ – danach geht sie dazu über, ihr Organ zu vergewaltigen, bis sie den Hörer zu einem gnadenlos undynamischen und unerträglich belanglosen Gitarrensolo in die Traufe entlässt. Ob das Aussparen männlicher Cleanvocals ein Mangel oder, angesichts der übrigen Vokal-Leistung, eher ein Glück ist, vermag ich nunmehr nicht zu mutmaßen. Die öfters präsente Violine jedenfalls rettet, zusammen mit der unverzerrten Gitarre und Chrys‘ Cleanstimme, die CD vor der musikalischen Apokalypse. Das klischeeechte, aber professionell designte schönfarbige Artwortk täuscht noch eine ebenbürtige Qualität des musikalischen Inhalts vor. Dies lässt die Enttäuschung umso bitterer schmecken, sobald man wenige Minuten an die musikalische Darbietung verschwendet hat. Dass ein (zudem derart aufwendig gestaltetes) gepresstes Demo im Jahre 2001 noch immer mit einem solch mieserablen Sound an den Start geht ist mir angesichts heutiger mühelos erschwinglicher Aufnahmetechnik ein Rätsel und für mich nur durch mangelde Ernstnahme des Instruments „Mischpult“ zu erklären.

03.09.2001
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