Cultus Ferox - Nette Jungs

Review

Ok, jetzt bin ich überrascht. Das große Plus demnach gleich vorweg: CULTUS FEROX klingen deutlich metallischer als so manche Combo, die sich als Metal-Band schimpft. „Nette Jungs“ startet aber zunächst atmosphärisch: mit Rabenkrächzen, Glockenläuten und Dudelsack, dazu erzählt eine sympathische Stimme eine malerische Geschichte – noch passt das „nett“ im Albumtitel, doch schon der erste richtige Song beginnt mit düsteren Klängen, E-Gitarren-Riffs und raueren Vocals, die reichlich Punk versprühen. Und prompt wird der Titel durch die Textzeile „Sind nette Jungs nie gewesen“ negiert. Es stimmt schon, wenn es heißt, dass CULTUS FEROX dreckiger und brutaler klingen als viele vergleichbare Bands im Mittelalter-Rock-Sektor.

Beim neuen Werk sind CULTUS FEROX in Sachen Songwriting besonders demokratisch vorgegangen. So ist „Nette Jungs“ ein Konglomerat aus verschiedenen Musikstilen, geprägt durch die verschiedenen musikalischen Orientierungen der einzelnen Bandmitglieder, entstanden in gemeinsamer Arbeit. Diese Vielseitigkeit hört man dann auch. Die metallische Schlagseite verneigt sich überwiegend vor groovenden Riffs, das Stakkato-Riffing im zweiten Lied „Aufwind“ geht aber auch in Richtung Thrash, während die Pinch Harmonics „Seelentanz“ ganz sicher nicht zu einem Death-Metal-Song machen, den Gedanken an das Todes-Genre aber zumindest kurz auflodern lassen. Apropos „Seelentanz“: Die Nummer überzeugt mit einer richtig guten Hookline und fungiert prächtig als Anspieltipp. Da auch elektronische Elemente verwurstet werden, kann man wahrlich von einer wilden Mischung sprechen („Cultus Ferox“ kann mit „Wilde Lebensart“ oder „Wilder Lebensstil“ übersetzt werden).

Dass CULTUS FEROX auch eine Mittelalter-Rockband sind, bezeugen Lieder wie „Stern“ (das im konzeptionellen Schmalz nahezu ertrinkt) und „Meer“ (eine lupenreine Rock-Ballade). Gewürzt wird die wie gewohnt durch Piraten-Thematik aufgepeppte Scheibe von Gastbeiträgen aus den Reihen namhafter Combos wie LETZTE INSTANZ, CORVUS CORAX, KNORKATOR und DRITTE WAHL. Nun, wem die gängigen Genre-Vertreter zu zahm sind, wer grundsätzlich aber gern mal einen Schluck vom Gebräu aus härteren Gitarren und mittelalterlichen Instrumenten nimmt, sollte sich „Nette Jungs“ in jedem Fall hinter die Binde kippen.

29.10.2015
Exit mobile version