Damnations Day - A World Awakens

Review

Mit „A World Awakens“ liefern DAMNATIONS DAY aus Australien ihr zweites Full-Length-Album nach „Invisible, The Dead“ ab. Gespielt wird melodischer wie hymnischer Power Metal. So weit, so gut. Doch wie leider so oft in letzter Zeit ist auch dieser Power Metal eine Mogelpackung. Denn ihm fehlt vor allem eines: Power. Die Band scheint sich dessen bewusst zu sein, denn auf Facebook bewirbt sie sich selbst als „Melodic Heavy Metal“. Sie wird teilweise gar als Progressive Metal geführt, was natürlich kompletter Unsinn ist. Doch DAMNATIONS DAY klingen definitiv näher am Power Metal, vor allem mit dem hymnischen Gesang und dem von käsigen Synthesizern getragenen Sound.

Melancholie zum Einschlafen

Der ist sicher ein Stück weit aus Skandinavien importiert. Vor allem die Gitarren in „I Pray“ haben einen starken, nordischen Einschlag. Doch das alles wird derart leidenschaftslos dargeboten, dass der „Hörgenuss“ zur lästigen Aufgabe wird. Dabei unterlaufen den Australiern gar nicht mal wirklich grobe Schnitzer. Hier sitzt alles an seinem Platz. Dazu ist die Produktion in Ordnung, allerdings nicht spektakulär. Ein Cookie-Cutter-Sound, wie man es vermutlich in der Heimat der Band nennen würde.

Aber dieser Sound besitzt überhaupt keine zwingende Präsenz. Die Melancholie streichelt die Gehörgänge sanft, bittet aber nicht um Einlass, sondern zieht einfach weiter. Kaum ein Moment bleibt hängen. Mark Kennedy legt zwar eine kompetente Vorstellung am Mikrofon ab und ist bei weitem das einzige, was sich durch die Bank weg lobend hervorheben lässt. Aber er kommt auch nie wirklich aus diesem leicht nasalen, weinerlichen Tonfall heraus. Das Ergebnis ist zwar melancholisch, durch das Fehlen von Kontrasten aber auch ziemlich langweilig und monoton.

Die Musik selbst ist dabei viel zu lahm geraten. Selbst wenn „Power“ nicht das Ziel der Band gewesen sein mag, hätten einige Tracks ein bisschen Schmackes bitter nötig gehabt. Wenn das Tempo dann doch mal angezogen wird, etwa in „Colours Of Darkness“ oder „The Idol Counterfeit“, klingt auch das wenig überzeugend. Hier stand der Rhythmik vermutlich jeweils der Click-Track im Weg. Es fehlt einfach das Feuer. Und der Cheese.

DAMNATIONS DAY sollten mal auftauen

Mit das Schlimmste, was (Power-)Metal-Bands tun können, ist sich selbst mit dieser überbordenden Dramatik viel zu ernst nehmen. Wie geil wäre es, mal wieder ein quietschbuntes Album zu hören, bei dem die Band einfach nur mal Spaß hat und diesen auf ihre Hörer überspringen lässt. Aber stattdessen langweilen DAMNATIONS DAY ihre Hörer mit diesem aufgesetzten Sound, der jegliche Dynamik missen lässt und allein vom technischen Standpunkt her in Ordnung ist. Selbst die thrashigeren Töne von „The Idol Counterfeit“ werden von dieser Prätention herunter gezogen. Die Band hat sich selbst in dieses Korsett hineingezwängt, dass ihr überhaupt nicht passt. Man hört sie in den flotteren Passagen förmlich ringen, doch es nutzt nichts. Leider bewirkt „A World Awakens“ genau das Gegenteil – es schläfert ein, anstatt irgendetwas wach zu rütteln…

14.04.2017

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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