DDP - Tempo Alter!

Review

Wer sich in der deutschen Punkrock-Szene auskennt, dem wird DDP unter ihrem usprünglichen Namen DER DICKE POLIZIST durchaus noch ein Begriff sein. Die Band gibt es nämlich in ihrer alten Formation bereits seit 1993 und man kann nach über 19 Jahren Bandgeschichte auf immerhin acht Veröffentlichungen und Hunderte von Shows zurück blicken. Mit der Namensänderung 2005 folgte auch eine Wandlung im Stil der vier Herren, die im sehr experimentellen Album „Alexithymie“ ihren bisherigen Höhepunkt fand. Jetzt will man mit „Tempo Alter!“ wieder mehr zurück zu den Wurzeln, so zumindest der Promotext, aber meine Angst nun wieder eines dieser standatisierten „Alles ist blöd“-Punk-Alben in der Hand zu halten ist, und da bin ich recht dankbar, gänzlich unbegründet.

Mit dem Opener „Zeit ist Tempo“ wird nämlich klar das DDP ihre Wurzeln zwar durchaus nicht verleugnen, sich aber inzwischen deutlich mehr dem Indie- und Alternative-Rock der Marke MADSEN oder auch ganz, ganz alten SPORTFREUNDE STILLER zugewandt haben. Was hier geboten wird ist rauher, einfacher Rock der oft nach Garage klingt, was dem Ganzen einen gewissen Charme vermittelt, mal schnell wie in „Sterbend diskutieren“, mal eher balladesk wie in „Auf und ab“. Frontmann Matthias „Schmatzel“ Schwickert gibt die recht philosophischen Texte, die oft viel Platz zur Auslegung lassen, aber auch voll auf die Zwölf können, mit seiner einzigartigen Stimme wieder und vermittelt zu jeder Zeit das Gefühl, dass er auch fühlt was er da so spricht. Obwohl von den Gitarren bis zu den Drums alles recht einfach gestrickt ist (vielleicht das einzige was hier noch wirklich Punk ist), sitzen die Refrains bei jedem der neun Tracks, und man kann sich spätestens ab dem zweiten Durchlauf das Mitsingen nicht mehr wirklich verkneifen. „Tempo Alter“  ist meilenweit entfernt von den schwer zu ertragenden Deutschrock-Veröffentlichung der letzten Wochen, wenn ich nur an UNHERZ oder EISBRECHER denke, und auch wenn das Rad bei weitem nicht neu erfunden wird, weil man sich eben doch oft an bekannte Genre-Kollegen erinnert fühlt, hat jeder der Songs etwas zu bieten ohne eintönig zu wirken.

Dafür gibt es natürlich keine Höchstwertung, aber das Album macht einfach verdammt viel Spaß und geht mehr als gut rein. Wer deutschen Rock dieser Sorte mag, wird hier eine kleine Perle im Meer von Möchtegern-Hartwürsten und Onkelz-Kopien finden und sollten den Polizisten auf jeden Fall mal eine Chance geben. Reinhören lohnt sich!

03.09.2012
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