Dead Poetic - Vices

Review

DEAD POETICs drittes Album ist… ja, was ist es eigentlich? Kein Screamo, wie das Infoblättchen behauptet. Das kann ich bestätigen, dafür sind alle 14 Songs zu soft, vor allem zu soft und melodisch gesungen. Metal? Zu relaxed. Rock? Zu hartes, zu rhythmisches Drumming, zu fette Gitarren. Schwierige Sache also.

Auch nach einigen Durchgängen lässt sich „Vices“ nicht festmachen, in keinem gängigen Metalstil, aber eingrenzen: sicher sind auch metalcoreartige Riffs (wie in „Lioness“) dabei, ansonsten regiert eine Grunge-Version des 21. Jahrhunderts mit eindeutigen Einflüssen aus der Stonerecke, aus dem Punk, aus dem Rock’n’Roll. Den Gesang empfinde ich als zu emolastig, verheult, ohne Eier – sicher kann Brandon Rike singen, aber Ausstrahlung fehlt ihm eindeutig. Im Grunde fehlt der ganzen Bett eine echte Identität – sie sind weder hart genug, um auf den letzten abebbenden Wellen der Extrem-Metalcore-Brandung zu reiten, noch sind sie schmissig und eingängig genug für das große Revival des kernigen Rock oder Grunge, aber auch wieder zu zielgerichtet, um von Proggern wahrgenommen zu werden, und um eindeutig Emo zu sein, zucken sie einfach noch zu heftig. Eigentlich sollte es verpönt sein, Musik immer in Schubladen einordnen zu wollen, aber sein wir ehrlich: an irgendwas muss man sich doch halten, oder?! Sagen wir also einfach mal: „Vices“ ist ein Rockalbum, und zwar ein recht höhepunktfreies, mit einem guten Dutzend sehr gleichförmiger, kurzer, fast radiotauglicher Songs. Aber auch nur fast, weil Stücke dieses Kalibers nicht ausreichen, um wirklich Aufmerksamkeit zu erregen.

Wenigstens können die Jungs spielen, da gibt’s nichts, und sicher werden sich auch genug Interessenten der verschiedenen Schnittmengen finden lassen, um das nächste Album zu finanzieren. Immerhin verschließen sie sich keinem der gängigen und auch vergangenen Erfolgstrends und geben sich mächtig Mühe, ja nirgends anzuecken. Das kann man so und so interpretieren, ich für meinen Teil kann damit offengestanden wenig anfangen.

26.07.2007
Exit mobile version