Deathspell Omega - The Furnaces of Palingenesia

Review

Bei einer Band wie DEATHSPELL OMEGA, die wie einige ausgewählte andere Bands still und heimlich ohne große Promo ihre Alben releasen und sich auch sonst ganz aus dem heutigen Öfffentlichkeitszirkus heraushalten, ist die Vorfreude bei Fans immer ganz besonders groß. Von einigen Leuten kann der Hype bis heute nicht nachvollzogen werden, die wahrscheinlich größere Mehrheit aber feiert den avantgardistischen, verstörenden und sehr atonalen Sound der Franzosen aber beinahe wie das „second coming“ im post-millenischen Black Metal.

DEATHSPELL OMEGA und Eingängigkeit… bitte, was?

DEATHSPELL OMEGA haben sich mit jeder Veröffentlichung seit dem gefeierten Drittwerk „Si Monumentum Requires, Circumspice…“ ein Stück weit neu erfunden, aber gleichzeitig ihren oppressiven und mysteriösen Geist bewahrt.

So mag es verwundern, dass das neueste Werk „The Furnaces of Palingenesia“ als das wahrscheinlich zugänglichste und auch das wohl dynamischste in die Bandgeschichte eingehen darf. Es ist nicht so undurchdringbar, technisch und kalt wie ein „Fas…“, hat nicht die irrwitzigen Instrumentenpassagen wie „Kenose“, ist nicht so brutal, chaotisch und begrabend wie ein „Paracletus“ oder triumphal und streckenweise melodiös wie „The Synarchy of molten Bones“, aber verströmt immer noch eine bösartige Aura.

DEATHSPELL OMEGA verstehen es seit jeher, die Düsternis aus dem Inneren kommen zu lassen und nicht ganz einfach den Jahrmarktgrusel des Grós des Genres feilzubieten, der sich in angeblich blasphemischen Bühnenshows, Coverartworks und ähnlichem äußert. Der totale Terror, das Böse ist keine externe, fremde und von außen kommende Entität. Es ist Teil von uns. Menschliches, allzu menschliches. Umso besser, dass angesichts der vorigen langen, ausufernden Songs und Atonalität in der Diskographie die neu gefundene Eingängigkeit und auch teilweise Ruhe auf „The Furnaces of Palingenesia“ trotzdem irgendwie vertraut wirkt.

„The Furnaces of Palingenesia“ zeigt DSO verspielt, nachdenklich, zornig, triumphal

So verträumt, melodisch und nachdenklich, in Passagen beinahe jazzig angehaucht, wie bei „1523“ oder Rausschmeißer „You cannot even find the Ruins…“ hat man DSO selten wahrgenommen,höchstens für eine kurze Zwischenzeit auf vorigen Platten. Wer sagt, dass Black Metal nicht auch mal romantisch sein kann? Das lässt die gewohnten Attacken, wie zum Beispiel eines „The Fires of Frustration“ nach dem Intro „Neither Meaning nor Justice“, dann nur umso heftiger wirken. Das Spielen mit laut und leise, eingängig und verwirrend, schnell und langsam bringt eine neue Dynamik mit hinein, die die eher monolithischen und undurchdringbaren Vorgänger so nicht ganz hatten. Die Produktion kann im Gegensatz zur klinischen Kälte der älteren Platten fast schon als „warm“ bezeichnet werden und ist nebenbei bemerkt komplett analog.

Ein ziemlich cooles und ungewöhnliches Bass-Intro von „Standing on the Work of Slaves“ leitet über in einen sich langsam aufbauendem Song mit klaren Finale und das alles in Popsonglänge von etwas über 3 Minuten. Beinahe Grindcore-artig wild überfällt einen „Sacrificial Theopathy“ in sogar unter 3 Minuten. Tracks wie „Ad Arma! Ad Arma!“ bleiben mehr im gemütlichen Midtempo und könnten im DSO-Kosmos schon fast als „groovig“ bezeichnet werden. DSO offerieren hier eine stilistische Bandbreite, die zweifellos schon immer vorhanden war, aber nicht so gut in einzelne, songtaugliche Ebenen aufgeteilt worden ist. Hier gibt es musikalisch gesehen kein übergeordnetes Narrativ, sondern jeder Song kann wunderbar für sich selbst stehen, was bei den Vorgängern schon eher schwierig war.

„The Furnaces of Palingenesia“ ist ein weiterer (Fort-) Schritt für DSO

„Was ist das für eine Ketzerei?“ Angesichts neu gewonnener Zugänglichkeit und weniger Chaos mag nun der ein oder andere monieren, DSO wären softer geworden – und würde damit „The Furnaces of Palingenesia“ unrecht tun. Trotz besserer Verträglichkeit und mehr Abwechslung haben DSO nichts von ihrer faszinierend finsteren und andersartigen Atmosphäre eingebüßt. Das Triumphale von „The Synarchy of molten Bones“ findet sich etwa in dem mit Hörnern unterlegten und grandios orchestriertem „Renegade Ashes“ wieder. Auch ein „Absolutist Regeneration“ ist immer noch komplex, finster, schnell und hätte auf einem der Vorgänger ebenso Platz gefunden.

Letzten Endes findet sich ein klein wenig von allen Schaffensphasen DSO’s in dem neuesten Werk wieder. Dass auch hier Eingängigkeit immer noch mehrere Durchgänge bedeutet, um das Album in alle seine Schichten aufzuteilen und vollständig zu erfassen – geschenkt bei dieser Band. Wem die Werke ab „Si“ und „Fas“ zu anstrengend und langgezogen sind, könnte mit dem neuesten dann doch endlich glücklich werden. Doch auch andere aufgeschlossene Schwarzwurzler sollten DSO abermals ein Ohr schenken, denn „The Furnaces of Palingenesia“ ist erfrischend anders, trotzdem vertraut und immer noch faszinierend und böse.

 

05.06.2019
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