Décembre Noir - Autumn Kings

Review

Warum sind DÉCEMBRE NOIR eigentlich nicht bekannter? Klar, den Namen hat man schon einmal gehört, einigen dürfte auch geläufig sein, dass die Herren irgendwas mit Death Doom machen. Aber der ganz große Durchbruch lässt, trotz bereits zweier, zum Großteil hervorragend rezensierter, Longplayer auf einem angesagten Label, immer noch ein wenig auf sich warten. Möglicherweise liegt es daran, dass die Band eben nicht aus dem als ach-so-wegweisend geltenden Schweden, sondern aus dem thüringischen Erfurt stammt. Aber vielleicht kann Album Nummer drei ja dafür sorgen, endgültig zu den Königen des Herbstes aufzusteigen?

DÉCEMBRE NOIR begehren auf, gegen das Sterben der Nacht

Es gibt Scheiben, die legt man ein, und es ist sofort klar: Alter, ist das gut! Das ist die richtige Band mit dem richtigen Album zur richtigen Zeit. Kein Schönhören, keine Gedanken à la „gar nicht so schlecht, passt aber gerade nicht zur Grundstimmung“. Um es schon einmal vorweg zu nehmen, „Autumn Kings“ ist genau das. Der November ist einfach DER Monat für Doom, bietet die perfekte Untermalung für verzweifelte Düstermucke. Sowas released man einfach nicht im Hochsommer.

Bereits die beiden Vorgänger „A Discouraged Believer“ und „Forsaken Earth“ heimsten Top-Bewertungen in der Metal-Presse ein. Also gar nicht so einfach, auf dem gerne als entscheidend betrachteten dritten Album nochmal ein Pfund drauf zu packen. DÉCEMBRE NOIR haben aber ihr Rezept gefunden. Sie fokussieren sich einfach noch mehr auf zwar ins Ohr gehende, aber dennoch traurige, klagende Gitarrenmelodien. Diese stehen jetzt weiter im Vordergrund und klingen auch einfach anders als bislang. Das ein oder andere Mal erinnert das an DRACONIAN, natürlich ohne weiblichen Gesang und Gothic-Schlagseite.

Gleich der Opener „In the Pouring Rain“ zeigt aber auch, was auf „Autumn Kings“ ebenfalls noch verbessert werden konnte: Die dichte Atmosphäre. Einen Doom Song mit prasselndem Regen und Donner zu beginnen ist wahrlich nicht neu, aber ein Element, das einfach ungeheuer gut zu DÉDEMBRE NOIR passt. Das gilt im Übrigen auch für die, immer wieder eingeschobenen, Spoken-Word-Passagen. Selbst die ruhigen, häufig auch durch Clean-Gesang dominierten, Parts fügen sich perfekt in die Songstrukturen ein, selbst wenn plötzlich direkt im Anschluss mit harter Death-Metal-Keule gekontert wird. Keine der acht Kompositionen hat eine Spielzeit unter sieben Minuten, und dennoch kommt keine Langeweile auf, da der Hörer in schwärzeste Tiefen gezogen wird, in denen Minuten wie Sekunden wirken. Dicke Soundwände wirken wie ein Sog, gegen den sich nur schwer Gegenwehr erzeugen lässt. Besonders deutlich wird dies im Highlight „Hymn of Sorrow“, das ein geradezu poetisches Aufbegehren gegen das Sterben der Nacht darstellt.

Viel besser als auf „Autumn Kings“ kann man Death Doom nicht spielen

„Autumn Kings“ ist nicht unbedingt perfekt für den Fan des klassischen Doom. Wer jedoch auf Bands wie SWALLOW THE SUN oder die – natürlich über jeden Zweifel erhabenen – MY DYING BRIDE steht, der MUSS hier einfach unbedingt reinhören. Ich kann dem Kollegen Popp mit seiner Einschätzung des Vorgängers „Forsaken Earth“ nur zustimmen, viel besser kann man Death Doom einfach nicht spielen. Ok, vielleicht gibt es ein, zwei Songs, die im Vergleich etwas unauffälliger sind, auch wenn hier nichts auch nur annähernd Füllmaterial darstellt. Zur absoluten Perfektion innerhalb des Genres fehlen DÉCEMBRE NOIR auf „Autumn Kings“ aber wirklich nur noch Nuancen. Vermutlich das beste Death Doom Album des Jahres!

31.10.2018

"Time doesn't heal - it only makes you forget." (Ghost Brigade)

Exit mobile version