Depravation - IV:Letvm

Review

Seit dem Album „III: Odor Mortis“ aus dem Jahr 2020 ist Nikita Kamprad, seines Zeichens Frontmann der Black-Metal-Truppe DER WEG EINER FREIHEIT, für das Mixing/Mastering der Gießener Black-/Hardcore-Formation DEPRAVATION verantwortlich. Warum ist das Ganze eine Nennung wert, wo doch der Würzburger bei unzähligen Projekten für den technischen Feinschliff sorgt? Und zwar erscheint der Vierer mit seinen breiten Einflusssphären und dem eigenwilligen Output nicht immer einfach greifbar. Dabei erscheint die moderne deutsche Black-Metal-Institution, insbesondere was das rasend melodische Riffing angeht, zumindest einer der Anker, mit denen auf „IV:Letvm“ gearbeitet wird.

Black Metal meets Crustcore

Folglich macht etwa „Vampire Burial“ als eines der stärksten Stücke auf der Platte und für welches es bereits eine Vorabveröffentlichung zu hören gibt, zunächst den Eindruck eines melodischen Brockens Schwarzmetall, doch einige Aspekte passen gewollt nicht auf diesen Kuchen. Immer wieder landen Breaks aus den modernen Core-Spielarten, zwar dezent aber doch merklich, im Songkonstrukt der Mittelhessen und blähen das Gehörte auf. Da o.g. Stück nichtsdestoweniger eines der Eingängigsten auf „IV:Letvm“ ist, sind die restlichen Tracks nicht immer einfach zu greifen, spielen aber gekonnt mit ihren Einflüssen.

Auch der stets zwischen den Grenzen des Black Metal und Crustcore schwebende Gesang des nicht namentlich genannten Frontmannes hat durch diesen fließenden Wandel eine moderne Komponente, die zu den Songauskopplungen von DEPRAVATION passt. Das Songwriting auf dem dritten vollständigen Album des Quartetts erfolgte dennoch offenbar mit der feinen Feder, denn im Großen und Ganzen gelingt es, die verschiedenen Stile zu einem schlüssigen Kombinationselement zusammenzufügen.

„IV:Letvm“ kombiniert Stilmittel schlüssig

Das abschließende Instrumental „Sadness“ überrascht dann noch einmal mit einem ergreifenden Lead-Riff, während zuvor eher Bedrohlichkeit und Düsternis in den Vordergrund gerückt werden. Dennoch reicht es für den ganz großen Wurf der Gießener noch nicht, da insbesondere der Mittelteil von „IV:Letvm“ etwas zu spurlos am Hörer vorbeigeht, doch die Voraussetzungen beim Beackern eines durchaus nicht gänzlich unkomplizierten Gebietes sind in jedem Fall geschaffen. DEPRAVATION hinterlassen hier definitiv nicht nur gute Ansätze, sondern auch ein gutes Album.

13.02.2023
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