Desilence - Antisilent

Review

Ich bin der Firma JVC, die im Moment als EM-Präsentator ständig werbewirksam über die Bildschirme flimmert, zu Dank verpflichtet. Sie hat es mir mittels meines neuen DVD-Players endlich ermöglicht, dem DESILENCE-Demo „Antisilent“ zu lauschen. Vorher weigerte sich jeder der vier CD-Player in meinem Hause, den gebrannten 6-Tracker unfallfrei abzuspielen. So wäre mir fast ein richtig gutes Stück deutscher Underground entgangen. Für was ist unsere Heimat international bekannt, wenn es um Metal geht? Nein, nicht für die SCORPIONS oder RAMMSTEIN, sondern für Thrash Metal mit absoluter Bangkompatibilität. Dementsprechend ist es allemal fett, was die fünf Berliner hier durch die Membranen feuern. Manchmal meint man, die Bay Area sei direkt von San Francisco an die Spree verlegt worden, nur um im nächsten Moment zu bemerken, dass auch heimische Heroen (allen voran KREATOR) gerne mal auf dem Speiseplan dieser Formation stehen. Angereichert wird dieses Rezept zum gnadenlosen Abschädeln noch von einigen Progressiv-Schmankerln, Tempowechseln und verspielten Soli, die aber nie dem Songfluss oder der stets griffigen Hookline im Wege stehen. An ihren Instrumenten sind Peter Geltat (g), Thomas Neitsch (b), Felix Gretzer (g) und Andreas Jechow (dr) allesamt absolute Könner, während Sänger Hagen Hirschmann klingt wie ein geglücktes Genexperiment mit Stammzellen von Mille, Chuck Billy und James Hetfield und der Sound für Eigenproduktionsverhältnisse Champions-League-Niveau hat. Man merkt diesen Jungs durch ihr reifes Songwriting an, dass sie in ihren vorherigen Projekten schon einiges an Erfahrung sammeln konnten (u.a. als Support von WALTARI, CRYPTOPSY oder DYING FETUS), was sie für mich neben den Schweinfurtern von HATRED zu einem der heißesten Eisen im Feuer des deutschen Underground-Thrashs macht. Bitte liebe Plattenfirmen, schaut erstmal auf DESILENCE aus Berlin, bevor ihr die 100. Gothic-Xtrax-Klamottenwerbung, die 1000. Melodic-Death-Dudel-Nudel-Combo oder den 1000000. Drachentöterklon signt. „Antisilent“ gibt es übrigens für schlappe 2.50 € plus Porto bei o.g. Adresse. Meine Empfehlung: zugreifen!

21.06.2004
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