Desolate Realm - Desolate Realm

Review

DESOLATE REALM lassen ihrer Debüt-EP „Unleash the Storm“ nach knapp einem Jahr nun das erste Album in voller Länge folgen. Auf der selbstbetitelten und in Eigenregie veröffentlichten Scheibe zelebriert das finnische Duo seinen mächtigen Epic Doom mit jeder Menge Wumms und kreuzt dabei zwar die Wege von CANDLEMASS und SOLITUDE AETURNUS, noch gewichtiger fällt aber der Einfluss erdiger Kraftpakete wie THE GATES OF SLUMBER oder GRAND MAGUS aus. Dazu gesellt sich außerdem eine gehörige Portion klassischer Heavy Metal.

DESOLATE REALM lassen die Muskeln spielen

Besonders die Ohren spitzen darf man zuallererst mal beim Gesang. Der dafür zuständige Matias Nastolin klingt mit seiner kernigen, tiefen Stimme nämlich über weite Strecken wie ein junger Nick Holmes auf Steroiden, streut aber auch immer wieder hohe Schreie ein, die den dänischen Diamantenkönig kanalisieren. Dadurch entsteht ein interessanter Kontrast, den in der Qualität sicherlich nicht jeder Sänger so hinbekommen hätte. Zumal Nastolins Darbietung auch erheblich zur Power des Songmaterials beiträgt.

Auf instrumentaler Seite geht es etwas weniger spektakulär zu, was bei dieser Art von Musik aber auch gar nicht so zwingend nötig ist. Es wird wie schon angedeutet Wert auf Groove und Riff-Gewalt gelegt; „Beneath the Surface“ drückt beispielsweise derart, dass man sich glatt an DOWN oder gar CROWBAR erinnert fühlt. Stücke wie „Reckoning“ und „The Chosen“ sind mit viel Traditionsstahl gespickt und rufen auch dank des kräftigen Organs von Matias Nastolin die Kollegen von VISIGOTH ins Gedächtnis, während „The Circle“ wiederum eher klassische Doom-Qualitäten verkörpert, wie man sie in jüngerer Vergangenheit auch von CRYPT SERMON gehört hat.

Das Frühstück der Champions

Vor allem bringen DESOLATE REALM aber etwas mit, das vielen Vertretern ihrer Zunft im Hang zu endlos ausgewalzten Riffs und sinistrer Monotonie oftmals abgeht, und zwar ein Gespür für Dynamik. Auch die Finnen bewegen sich zwar meistens in den unteren bis mittleren Drehzahlbereichen und pflegen die Kunst gezielter Repetition, aber es herrscht stets Bewegung in ihren Songs. Kraftfutter statt Messwein eben, Conan der Barbar statt Tom der traurige Totengräber. Man gebe sich nur das gnadenlos nach vorne walzende „Tormented Souls“.

In der Konsequenz entpuppt sich das erste Album von DESOLATE REALM als Rundum-sorglos-Paket für Freunde gleichermaßen epischen wie derben Dooms mit einer deutlichen Heavy-Metal-Schlagseite. Dabei gewinnt das Duo keine Innovationspreise und erfindet auch das Rad nicht neu, kann aber durchaus eigene Akzente setzen. Und wozu auch unnötig an etwas herumpfuschen, was bereits gut funktioniert? Und warum hat diese Band eigentlich kein Label?

29.04.2021
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