Despised Icon - The Healing Process

Review

Wenn auf einem Album Einflüsse von CRYTOPSY und DYING FETUS, gespickt mit einigen Metalcore-Spitzen, zusammenkommen, sollte man meinen, dass es sich um ein wahres Fest für jeden Brutalo-Härtner handelt. Warum man im Falle von DESPISED ICONs Zweitwerk „The Healing Process“ aber genau dann unfreiwillig inne halten muss, wenn man zum finalen Mosh ansetzen will, sei hier erklärt.
Technisch mag diese kanadische Truppe einiges auf dem Kasten haben, zu selten jedoch werden ihre Wutausbrüche auf das eigentlich Ziel, die Vernichtung des Gegenübers, konzentriert. Frickeligen Todesmörtel mit Hardcore-Ausbrüchen zu verbinden, ist heutzutage keine Kunst mehr, zumal sich diese Mischung mittlerweile verdammt viele Musiker auf ihre Fahnen geschrieben haben. So trennt sich relativ schnell die Spreu vom Weizen. Und statt wegen der technischen Fähigkeiten dieser Jungs anerkennend mit der Zunge zu schnalzen, nur um im nächsten Moment vom nächsten Beatdown-Part überrollt zu werden, wütet dieses Sextett zwar brachial drauflos, aber semmelt im selben Maße hilflos am Gehörgang und der Magengegend ihres Gegenübers vorbei. Nichts hat markante Züge, jeder einzelne Part ist austauschbar, alles wird von den genannten Originalen weit besser zelebriert. Wenn es dann doch mal groovt und der Körper beginnt, sich bewegen zu wollen, fällt er relativ schnell in seine ursprüngliche, gelangweilte Ausgangslage zurück und lässt das von der Fingerfertigkeit her durchaus ansehnliche, von seiner Effizienz her aber völlig wirkungslose Riffing gähnend über sich ergehen.
Einzig den Sangesduellen der beiden Sänger Alexandre Erian und Steve Marois und ihrem Wechsel aus tief guttoralem Grunzen und angepisstem Shouten ist es zu verdanken, dass auf „The Healing Process“ wenigstens im Ansatz ein paar Spannungsbögen zu erkennen sind. Der Rest ballert zwar mit gehöriger Wucht (einer fetten Produktion sei dank) ins linke Ohr hinein, aber auch mit einer Vehemenz aus dem rechten wieder hinaus, dass man sich fast schon wundern muss. Auf diesem als Vernichtungszug geplanten Weg durchs anfangs von den Referenzen eingeschüchterte Kleinhirn ist wirklich so gut wie nichts zerstört und zermetzelt worden.

21.04.2005
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