Diabolical Masquerade - The Phantom Lodge

Review

„The Phantom Lodge” erschien im April 1997 und damit keine fünf Monate nach dem Debütalbum „Ravendusk In My Heart“. Anders „Blakkheim“ Nyström hatte es offensichtlich eilig, mit seinem Outfit DIABOLICAL MASQUERADE einen Nachfolger zu präsentieren. Oder er hatte einfach gerade einen Lauf, denn die letzten Alben mit seiner Beteiligung von KATATONIA und BEWITCHED lagen ebenfalls noch kein Jahr zurück. Bemerkenswert ist das insofern, als sich „The Phantom Lodge” in einigen Punkten von seinem Vorgänger unterscheidet, also nicht einfach „Ravendusk In My Heart Part II“ mit einer Fortsetzung der lyrischen Abenteuer seines Alter Egos ist.

„The Phantom Lodge” unterscheidet sich

Das zeigt schon das Albumcover, das sich diesmal diabolisch-quietschbunt statt stimmungsvoll schemenhaft gibt (und besser zu BEWITCHED gepasst hätte). Bei den gelisteten Musikern dürfte es sich hingegen eher um eine Nebelkerze handeln: Drummer Sean S. Bates ist niemand anders als Produzent Dan Swanö – offen bleibt nur, ob er wieder einen (diesmal besser klingenden) Drumcomputer programmiert hat oder sich selbst hinter ein Drumkit gesetzt hat. Sei’s drum!

Einen deutlichen Unterschied gibt es jedenfalls in der Musik an sich, denn da zieht sich nicht nur der eine Stil durch alle Songs, was im Fall des Debüts eine Art Gothic Black Metal war, also schnell gespielter, schrammeliger Black Metal, der von flächigen Keyboards gekrönt wird. Diesmal folgen die Songs sehr viel gewagteren Melodien und haben eine größere stilistische Varianz. Außerdem treten die Einflüsse noch deutlicher in den Vordergrund.

Ein gutes Beispiel dafür ist der abschließende Track „Upon The Salty Wall Of The Broody Gargoyle“, das als verschärftes CELTIC FROST-Worshipping beginnt. Selbst ein Tom G. Warrior-Gedächtnis-„Urgh“ hat sich Herr Blackheim geborgt. „Ravenclaw“ wiederum startet mit einer keltischen Flötenmelodie, um dann spätere BATHORY aufzugreifen. Und der Speed-(Black-)Metal von „Hater“ hätte sich bei BEWITCHED ganz hervorragend gemacht. So klingt alles noch mehr over the top, als es eigentlich sein müsste.

BATHORY-Huldigung und CELTIC FROST-Worshipping

„The Phantom Lodge” beginnt aber mit einem Doppelpack der Extraklasse: Jedenfalls ist der Opener „Astray Within The Coffinwood Mill“ durch seine Melodien und seinen abwechslungsreichen Aufbau meiner bescheidenen Meinung nach der beste Song von DIABOLICAL MASQUERADE überhaupt. Dem steht das folgende „The Puzzling Constellation Of A Deathrune“ kaum nach, bringt es doch in einem Interludium etwas MAYHEM-Düsternis in die Geisterhütte. Und das sanfte „Across The Open Vault And Away…” ist eines der schönsten Instrumentals, die man sich denken kann.

Es gibt aber auch typischen Stoff im Stile des Debütalbums, wobei die Stücke aber häufig von Zwischenpassagen und Intermezzi sowie einer tiefen Erzählstimme unterbrochen werden – wobei diesmal eben nicht die Abenteuer des Herrn Blackheim erzählt werden. Selbst die sich bei brachialem Blasttempo überschlagenden Gesangslinien gibt es wieder („The Walk Of The Hunchbacked“), was leider Vehemenz mit der Brechstange ist. Dagegen steht ein wirklich schönes Interludium mit betörenden Flötenmelodien und einem bundlosen Bass in „Cloaked By The Moonshine Mist“, und das ist einfach nur schön.

Vielseitig ist „The Phantom Lodge” also und steht mit seinen Ideen, Melodien und Riffs dem Vorgängerwerk in kaum etwas nach. Allerdings wirkte jenes noch ein Stückchen mehr in sich geschlossen, während hier die Ideen schon mal weit auseinander liegen. Deshalb ist es in seiner Aufmachung, Idee und der Stringenz nicht ganz so ikonisch wie das Debüt. Wobei es aber auch – das steht ja oben – den besten Song von DIABOLICAL MASQUERADE überhaupt enthält. Wer also dieses Album noch nicht kennt und darüber stolpert: Kaufen!

Den beste Song von DIABOLICAL MASQUERADE überhaupt

Und am besten die Augen aufhalten: Denn bereits im Folgejahr stand Anders Nyström mit einem neuen DIABOLICAL MASQUERADE-Album auf der Matte – diesmal hat er sein Pseudonym moderat angepasst (aus Blackheim wurde Blakkheim) und sich überhaupt ein paar merkwürdige Kniffe bei den Songs und Songtiteln einfallen lassen. Mehr davon schon bald in unserer „Blast From The Past“-Rubrik.

29.03.2023

- Dreaming in Red -

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