Dinner auf Uranos - 50 Sommer - 50 Winter

Review

Die Wanderung geht weiter und führt uns hin zu neuen Gefilden. Nachdem mit „Sequenzen einer Wanderung“ 2008 das, vorerst, letzte Album von NOCTE OBDUCTA erschien, folgt nun mit „50 Sommer – 50 Winter“ das Debütalbum von DINNER AUF URANOS, der offiziellen Nachfolgeband. Und in der Tat tritt das „neue“ Betätigungsfeld von Marcel das musikalische Erbe der einstigen deutschen Black-Metal-Institution an.

Mit Black Metal hat „50 Sommer – 50 Winter“ indes überhaupt nichts zu tun, aber dessen Anteil war ja auch schon bei „Sequenzen einer Wanderung“ nur noch in sehr kleiner Dosierung vorhanden. DINNER AUF URANOS konzentrieren sich eher auf die anderen Elemente, welche auch schon früher Teil des Schaffens von NOCTE OBDUCTA waren. Die progressive Komponente steht nun stärker im Fokus, die Klangwelten sind dabei aber noch immer düster, emotional, bittersüß, melancholisch. Herausgekommen ist ein Werk, welches man durchaus dem Post-Rock/Progressive Rock zuordnen kann, mit komplexen Arrangements, sphärischen Klang-Teppichen und psychedelischen Soundlandschaften, dabei immer mit deutlichem Hang zur Schwermut. Die neuen, vielschichtigen und stilistisch offenen Stücke klingen durch und durch gereift, erwachsen, nachdenklich und gleichzeitig relaxt. Warme Molltöne fließen besänftigend und einfühlsam auf den Hörer, doch auch so manche massive Gitarrenwand türmt sich meterhoch auf, unterstützt von kraftvollem Schlagzeugspiel. Aber auch Drum-Loops, hier und da ein wenig Ambient, elektronisches, akustische Klänge, finden sich in den Longtracks und sorgen zusätzlich für Abwechslung und Spannung. Hierzu trägt auch der klare, wehmütige Gesang von Marcel bei. Gerade bei den etwas heftigeren Passagen lassen sich Assoziationen zu NOCTE OBDUCTA nicht verleugnen, wenngleich DINNER AUF URANOS dynamischer und organischer musizieren.

„50 Sommer – 50 Winter“ ist ein beseelter, musikalischer Befreiungsschlag, experimentell, psychedelisch, progressiv, verträumt, anders. Mit vielen Facetten und Feinheiten, großer Liebe zum Detail, großer Spannungsdichte und vielen unterschiedlichen Klangwelten, welche nahtlos ineinander übergehen. Ein tolles, genussvolles Musikerlebnis!

09.05.2010

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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