Disavowed - Revocation Of The Fallen

Review

Die Niederländer DISAVOWED sind schon länger unterwegs, ihr bislang letztes Album „Stagnated Existence“ (2007) liegt aber bereits ganze dreizehn Jahre zurück. Brutal Death Metal ist nun nicht gerade ein Gebiet, wo man mit Ruhm, Ehre und einer langen Musikkarriere rechnen kann, da einfach ein zu spezieller Fetisch von Musik. Aber selbst in der Szene sind DISAVOWED oftmals eher alten Hasen vorbehalten, während die junge Garde heute eher den gerade bei Slam Worldwide angesagten Bands folgt und vermutlich denkt, hier kommt nun ein Newcomer. Falsch gedacht. „Revocation Of The Fallen“, beim indonesischen, auf brutalen Death Metal spezialisierten Label Brutal Mind erscheinend, zeigt den jungen Hüpfern mal, wie unbeschwerter und arschcooler Brutal Death Metal früher so geklungen hat.

DISAVOWED sind keine Newcomer – old school durch und durch

Die alte Schule merkt man im Sound, aber auch Songwriting von DISAVOWED: Grindcore, aber auch klassischere, melodischere Gitarren wie auf den letzten PSYCROPTIC-Alben fallen einem als erste Referenzpunkte beim Hören des neuen Materials auf „Revocation Of The Fallen“ ein. Ein unnachgiebiges Schlagzeug, angefeuert von Neuzugang Septimiu Hărşan aus der Türkei, das aber auch viele technisch interessante Breaks inkorporiert und die äußerst hektische Gitarrenarbeit, die nicht vor groovigen Slamparts halt macht, sind hier definitiv als die Stärke auszumachen. Statt straight auf fieses Downtuning und Brutalität zu setzen, sind DISAVOWED technisch und eher auf Shredding orientiert unterwegs, vergessen aber auch nicht den für abwechslungsreiche Songs so wichtigen Groove und die Slamparts.

„Process Of Comprehension“ fällt als Opener gleich mit der Tür ins Haus und bietet die gerade beschriebenen Trademarks feil: Raserei, Riffgewitter, aber ein sehr grooviges Finale, in dem live zukünftig sicherlich die Latschen im Circlepit schön rundgelaufen werden. Die Produktion aus den Kohlekeller-Studios ist angenehm modern und druckvoll, aber auch nicht vollkommen steril. Speziell die Snare gefällt hier sehr, aber auch die Gitarren sind schön in Szene gesetzt und der Bass ist ebenso hörbar und mehr als bloße Rhythmusunterstützung. Der doch ermüdende Effekt vieler moderner und steriler  Produktionen in diesem Genre wird hier gekonnt vermieden, auch wenn gemäß dem Gerne Dynamik naturgemäß eher Mangelware ist.

„Revocation Of The Fallen“ – Rückkehr aus der Versenkung mit Kinnhaken

Highlights des Albums zu nennen, ist schwer: Die Songs bestehen alle aus Raserei, Frickelei und Groove, es sticht jedoch keiner so richtig heraus. Wie ein Flummi auf ADHD springen sie irgendwie überall herum und sind nicht richtig zu fassen. Und das ist auch als Schwäche zu nennen.  Ein wenig mehr Experimente oder Hooklines wären eine feine Sache gewesen. So geht dem Album nach hinten ein wenig die Puste aus und Übersättigung stellt sich ein. Trotzdem, überstrapaziert wird man durch das freundliche Handtaschen-Format der 3-Minuten-Songs definitiv nicht. Es gibt beim Rausschmeißer noch diese sehr an ORIGIN erinnernden Sweeps auf „Facing The Singularity“ zu erwähnen. Verzeihung für den billigen Joke, aber DISAVOWED würden jedem professionellem Reinigungseinzelunternehmer den Job entziehen.

Wenn als verschollen geltende Bands zurück kommen, dann doch bitte so wie DISAVOWED: Unangekündigt mit einem Kinnhaken. Einen, mit dem man nicht gerechnet hat, sich aber angesichts der Qualität drüber freut. Klingt komisch, ist aber so. Willkommen zurück, DISAVOWED!

21.07.2020
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