Disconnected Souls - Fragments of Consciousness

Review

DISCONNECTED SOULS sind ein Quintett aus Chester im Nordwesten Englands und haben sich Cinematic Metal auf die Fahne geschrieben. Was darunter zu verstehen ist? Das muss der Zuhörer selbst herausfinden.

Englischer Cinematic Metal auf elektronischen Pfaden

“Fragments Of Consciousness“ ist als Konzeptalbum angelegt. Thematisch folgt der Zuhörer einem “ Mischievous Spirit“, zu Deutsch, einem “schelmischen Geist“, der sich durch die Menschenwelt bewegt und versucht, einen Sinn darin zu finden. Soweit, so gut. Musikalisch ist die Geschichte ungleich schwieriger zu beschreiben. Das Label “Cinematic Metal“ weckt zunächst die Erwartung an elfengleiche Klänge und Bilder von Hobbitfüßen, dem Auenland und Legolas und Gimli mit E-Gitarre und Methorn. Gleich der erste Track “Delirium“ macht klar, dass wir uns hier eher in einer dystopischen, elektronischen Welt bewegen. Kopfüber stürzt der Zuhörer in eine klangliche Szenerie á la Blade – wer erinnert sich nicht an die legendäre Clubszene, in der es zum Abschluss Blut regnet?

Das Intro von “Loveless“ führt den Zuhörer gedanklich erst einmal in Richtung R&B, ehe es direkt ordentlich metallisch zur Sache geht und sich dann harsche männliche Vocals mit elektronischen, den Chipmunks sehr ähnlich klingenden Vocals abwechseln, die die Monotonie und Gleichförmigkeit eines Computers herausstreichen sollen. Ebenfalls Metalcore vom Feinsten wird mit dem Song “Plague Rats“ geliefert. Allerdings hauen DISCONNECTED SOULS nicht nur voll auf die zwölf –“Petrichor“ zum Beispiel geht in genau die entgegengesetzte Richtung. Der Begriff “Petrichor“ beschreibt den Geruch der entsteht, wenn Regen auf trockene Erde trifft, und der Song beschwört passend dazu wundervolle stimmungsvolle Bilder herauf.

Die erste Hälfte des Songs “Fragments“ erinnert mit ihren Synthies und dem zweistimmigen männlichen und weiblichen Klargesang stark an BLUTENGEL, während der Song an sich Erinnerungen an den Film Blade Runner wachruft. Das nachfolgende “Monachopsis (A Waltz at the End of the World)“ beginnt als ein verjazztes Kontrastprogramm mit Hammondorgel-, Saxophon- und Klavierbegleitung. Das Album schließt mit dem rein instrumentalen Titel “Iyashikei“, und der Song beginnt auch so japanisch, wie der Titel klingt. Die elektronische Melodie kommt fluffig-fröhlich wie ein Anime-Gummibärchen aus den Lautsprechern gehüpft, und würde hervorragend zu einer dieser quietschbunten Zeichentrickserien passen.

Ein dickes Plus von DISCONNECTED SOULS ist, dass fast alle Bandmitglieder sich gegenseitig an den Instrumenten und den Vocals ablösen, was die Songs wandelbar und interessant macht – ein gutes Beispiel hierfür ist “Dissonant Whispers“. Allerdings könnten die cleanen Vocals zum Beispiel in der Powerballade “Kintsukuroi“ oder in “Petrichor“ sauberer sein, in denen sowohl die männlichen als auch die weiblichen Vocals stellenweise dissonant aus den Boxen klingen. Die Growls dagegen lassen nichts zu wünschen übrig. Ebenfalls spannend ist die musikalische Vielseitigkeit. “Fragments Of Consciousness“ kann kaum auf einen Stil festgenagelt werden.

“Fragment Of Consciousness“ – alles aus einem Guss

DISCONNECTED SOULS haben ohne Frage ein Händchen für Soundtrack – Melodien. Das Album entstand in Eigenproduktion, wobei sich die Bandmitglieder jeweils sowohl bei den Instrumenten als auch bei der Produktion der einzelnen Songs abgewechselt haben. Das Endprodukt kann sich sehen und hören lassen.  Für ein Debüt wirklich sehr gut gelungen – oder wie man in England sagen würde: well done!

12.01.2024
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