Dredg - El Cielo

Review

Was soll man zu einem Album sagen, daß kaum Platz für beschreibende Worte lässt. Wo sonst der Begriff ‚Album‘ als eine Ansammlung von einzelnen Tracks fungiert, kommt „El Cielo“ mehr die Definition ‚Reise‘ zu. Wohin geht die Reise? Es geht in den Himmel (spanisch „cielo“ wie im Titel), ein Ort der auszumachen ist und in all seiner Größe doch nie wirklich erfassbar ist. Und genauso empfinde ich „El Cielo“. Einen einzelnen Song aus diesem Klanggebilde herauszupicken ist schlichtweg Blasphemie, denn dieses Album besticht durch einen atmosphärischen Fluss, der den Hörer rasch in seinen Bann zieht. Die Songs strotzen nur so vor emotionaler Tiefe und bekommen aufgrund der beeindruckenden Umsetzung fast schon epische Züge. Immer wieder lässt die Band Platz für Zwischenspiele (Klavierinstrumental, Ethnoklänge), die bestens als Bindeglied innerhalb des ‚Flusses‘ funktionieren. Es ist schwierig ihren Stil mit einem einfachen Genrebegriff darzulegen. Dredg sind experimentell und glänzen durch vielschichtiges Songwriting. Der naheliegendste Vergleich wäre A Perfect Circle, die ebenfalls über Genregrenzen hinweg einfach großartige und emotional-bewegende Musik erschaffen haben. Wie auch A Perfect Circle, kommen Dredg dabei ohne große Härten aus, verfügen aber über einen Quell an Harmonien, welche für eine permanente Spannung sorgen. Ganz groß auch Dredg’s Sangesmann Gavin Hayes, der mit seiner glasklaren Stimme gekonnten Pathos darbietet. Dabei klingen seine Vocals oft zerbrechlich und erinnern vom Stil her an eine Mischung aus Martin Gore, Keith Caputo, Thome Yorke und Morten Harket. Hier noch viele Worte zu verlieren entspricht nicht diesem kleinen Meisterwerk moderner ‚Rockmusik‘. Man muß es selbst gehört oder besser gesagt erlebt haben, um einen Eindruck von „El Cielo“ zu bekommen. Für mich ohne Zweifel eines der Alben des Jahres.

01.01.2003
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