Drowned - Procul His

Review

DROWNED schreiten seit über 30 Jahren schattenhaft durch die Death-Metal-Szene. Das Trio hat keine riesige Fanbase, wird in Fachkreisen aber hoch geschätzt. Denn der Bandname steht für konstante Qualität, auch wenn sich diese nur sehr selten in Form neuer Veröffentlichungen manifestiert.

Zehn Jahre sind seit dem Album „Idola Specus“ vergangen, doch „Procul His“ knüpft an die letzten Tönen dieses Langspielers an, als wäre kein einziger Tag vergangenen. Lediglich die Produktion ist trockener und reduzierter ausgefallen, was dem Stil von DROWNED allerdings entgegenkommt. Denn die Band arbeitet stets sorgfältig und detailverliebt, erschafft dabei auf kleinem Raum eine dichte wie morbide Atmosphäre.

DROWNED sind Meister ihres Faches

Wer von einer traditionell ausgerichteten Todesstahl-Gruppe erwartet, dass diese derbe rumpelnd und mit einem Augenzwinkern durch bluttriefende Lyrics watet, dürfte von „Procul His“ schwer enttäuscht werden. DROWNED bleiben stets ernsthaft und lassen in ihrer Kunst keinen Raum für bierselige Belanglosigkeiten. Entsprechend durchdacht und ausgeklügelt sind die Songs auf dem neuen Album.

Im Midtempo fräsen sich düstere Gitarren durch die Gehörgänge, erinnern dabei an alte Schwedenklassiker, sind in ihren Melodien aber kompakter als die Vorbilder. Dazu gesellen sich röchelnde Vocals und ein abwechslungsreiches Schlagzeug, beides staubtrocken produziert. Wo zum Beispiel SULPHUR AEON auf Opulenz setzen, um ihren Death Metal durch einen endlos-bizarren Kosmos zu jagen, stoßen DROWNED fast schon minimalistisch in verborgene Winkel der Realität vor.

Die Band hat diesen Stil perfektioniert, scheint aber auch in ihm gefangen zu sein. Über weite Strecken klingt das Album zwar kunstvoll aber auch gleichförmig. Was im Jahr 2006 auf der Demo „Viscera Terræ“ gemeinsam mit Bands wie EXCORIATE und KAAMOS düsteren Wind durch ein kaputtproduziertes Genre wehen ließ, steckt nun in einer ganz eigenen, sich wiederholenden Zwickmühle fest. Der Tod lauert nun einmal am unsicheren Horizont der Zukunft und nicht konserviert in den verstaubten Plattenregalen der Vergangenheit.

„Procul His“ ist ein Death-Metal-Kleinod

Dieses ewige Dilemma des Death Metal ausgerechnet DROWNED anzukreiden, wäre jedoch unfair. Zwar fehlt es dem Album an Biss und einnehmender Ausstrahlung, doch die Qualität ist weiterhin sehr hoch. Auf „Procul His“ finden sich keine Filler und die omnipräsente finstere Atmosphäre legt sich beim Hören wie ein wohltuender Schleier über die Welt.

Dem Trio aus Berlin ist es abermals gelungen, ein zeitloses Death-Metal-Kleinod zu erschaffen. Wie allen Meistern täten DROWNED ein paar neue Impulse gut, aber wenn die Band weiterhin Werke wie „Procul His“ kreiert, die auch beim x-ten Durchlauf nicht langweilig werden, ist dies Meckern auf sehr hohem Niveau. Wir dürfen bereits auf den Moment gespannt sein, in dem die Band das nächste Mal aus dem Schatten tritt.

28.01.2024
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