Dvne - Voidkind

Review

DVNE machen mit „Voidkind“ da weiter, wo sie vor drei Jahren mit „Etemen Ænka“ aufgehört haben. Mit all seinen Stärken und wenigen Schwächen fügt sich das neue Album nahtlos an den Vorgänger. Dank einiger Verfeinerungen verläuft der Trip durch endlose Prog- und Sludge-Weiten aber reibungsloser als beim letzten Mal.

Denn, da hatte Kollege Michael damals nicht ganz unrecht, der letzte Langspieler hatte durchaus seine Längen. Diese hat auch „Voidkind“, nutzt sie aber deutlich besser. „Eleonora“ findet immer wieder zu einem mitreißenden Refrain zurück, „Reliquiary“ und „Abode of the Perfect Soul“ sind lebendig und abwechslungsreich, „Cobalt Sun Necropolis“ ein sich bis zur letzten Sekunde steigender Rausschmeißer.

DVNE werden eingängiger, bleiben aber komplex

Sperrig sind DVNE immer noch, aber weniger verkopft und viel bekömmlicher als zuvor. Die Epik, die der Musik inne wohnt, kommt dadurch viel besser zur Geltung. Und das passt auch, denn „Voidkind“ verfügt über ein spannendes Konzept. Inspiriert von Dan Simmons‘ Roman „Hyperion“ wird die Geschichte einer verfolgten Religionsgemeinschaft in einer düsteren Zukunft erzählt.

Nicht nur dieser literarische Hintergrund lädt dazu ein, sich näher mit dem Album auseinanderzusetzen. Die Band verbindet komplexe Strukturen mit eingängigen Melodien, fordert Aufmerksamkeit und fördert Mitsingmuskeln. Vor allem die cleanen Vocals und packenden Melodien können überzeugen; DVNE bestechen aber auch durch raffiniert platzierte Tempo- und Harmoniewechsel.

In diesem Punkt hat der Prog endgültig über den Sludge gesiegt. Die Musik ist zwar immer noch heavy, aber nicht mehr so schroff wie auf dem Debüt oder zäh wie auf „Etemen Ænka“. Genau wie bei MASTODON oder BARONESS muss man sich fragen, ob diese Einordnung aus Gewohnheitsgründen und immer abenteuerlicher werdende Bindestrichkonstruktionen wie Post-Prog-Sludge-Metal überhaupt noch Sinn ergeben.

„Voidkind“ ist atmosphärisch und emotional

Kundige dürften es aber sofort anhand der Bindestriche erkennen: DVNE frickeln sich gerne in sphärische Höhen und übertakten ihre Songs lässig, schreien gelegentlich aber auch mal rum und haben ein druckvolles Riff parat. Folgen die Schotten also einfach Schema F, nur mit großen Geschick und mehr Aufwand?

Damit sind wir bei den Schwachstellen des Albums angekommen. Trotz aller musikalischen Finesse verläuft „Voidking“ formelhaft, hakt in seinen Details die Checkliste der Bindestrich-Erwartungen ab, kommt aber nicht immer auf den Punkt. Auch die Abwechslung erzeugende Laut-Leise-Dynamik, die Kollege Michael bereits vor drei Jahren kritisiert hat, wird häufig verwendet und nutzt sich entsprechend schnell ab.

Trotzdem ist „Voidking“ ein sehr gutes Album geworden. Wenn DVNE ungebremst spielen, entsteht eine dichte und emotionale Atmosphäre. Die Band konnte sich im Vergleich zum Vorgänger in allen Punkten verbessern und präsentiert sich nun deutlich zugänglicher ohne das musikalische Niveau gesenkt zu haben.

27.04.2024
Exit mobile version