Earth Electric - Vol. 1: Solar

Review

Bei den Protagonisten hinter EARTH ELECTRIC dürfte so manch einem Metaller das Wasser im Mund zusammen laufen. Hinter dem multinationalem Projekt stecken der ehemalige MAYHEM-Gitarrist Rune „Blasphemer“ Eriksen sowie die AVA INFERI-Sängerin Carmen Susana Simões, die auch schon für MOONSPELL trällern durfte. Nach einer ersten Demo von 2014 scharten die beiden schließlich ein volles Lineup um sich. Darunter ist auch der als Studio-Musiker agierende MESSENGER-Keyboarder Daniel Knight.

Mit all diesen Bands hat der Sound von EARTH ELECTRIC jedoch nur entfernt etwas gemein. „Vol. 1: Solar“, das vorliegende Full-Length-Debüt der Band, orientiert sich eher an klassischem Rock in der Schnittmenge von DEEP PURPLE, BLACK SABBATH und PINK FLOYD. Das Ganze hat hier eine progressive Kante verpasst bekommen, die zwar nicht im Mittelpunkt steht, aber dennoch für erfrischende Twists im Songwriting sorgt. Ebenso macht sich eine markante und merkwürdig moderne Heaviness bemerkbar, vor allem in den zum Teil recht behäbigen, geradezu ungelenken Grooves.

EARTH ELECTRIC beweisen: Nomen ist nicht immer Omen

Die erweisen sich eigentlich auch als herausstechendes Merkmal von „Vol. 1: Solar“. Die Grooves sitzen tight und atmen den Geist zeitgenössischer New-Artrock-Kapellen. Dennoch sind es vor allem die stets präsenten Orgeln, die dem Sound eine erfrischend antiquierte Note verpassen – wenn Keyboarder Daniel Knight nicht gerade die dicken Synth-Geschütze auffährt. Der Sound ist dreckig und drückt ordentlich, wobei der Fokus der Produktion auf dem Schlagzeug liegt. Dieses ist geradezu penetrant in den Vordergrund gemischt. Das hat einerseits den Vorteil, dass es die Grooves unterstreicht, die ja ein derart essentieller Bestandteil des Bandsounds ist.

Andererseits beißt sich das wiederum mit der Natur von Simões‘ Gesang. Sie singt sehr hoch und thront dank der Produktion von Jaime Gomez Arellano (u. a. GHOST) stets über dem Geschehen. Aber irgendwie will sich der Sound so nicht wirklich zu einem großen Ganzen zusammenfügen. Die Musik drückt kraftvoll nach vorne, der esoterisch anmutende Gesang zieht da aber nicht mit. Das vermittelt den Eindruck, dass EARTH ELECTRIC noch etwas sehr mit sich selbst hadern.

Dabei ist die Produktion an sich nicht mal schlecht. Vor allem „The Great Vast“ mit seinen filigranen Orgel-Leads und schön herausgearbeiteten Basslinien steht stellvertretend für das Potential, das in EARTH ELECTRIC steckt. Aber dieses muss eben erst noch voll realisiert werden. Die Musik ist einfach zu energisch für ihr eigenes Wohl, was in den hektischeren Passagen wie zu Beginn des Titeltracks etwa zu einem dezenten, akustischen Durcheinander führt. Entsprechend sollte die Band diese Energie nun entweder etwas dämpfen oder sich diese eben voll zu eigen machen.  Indes existiert „Vol. 1: Solar“ im Schnittbereich beider Möglichkeiten und leidet entsprechend etwas darunter…

07.05.2017

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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