Einar Solberg - 16

Review

EINAR SOLBERG war bisher hauptsächlich als Sänger und Songwriter der Progressive Metal Band LEPROUS bekannt. Jetzt wagt er mit seinem neuen Album “16“ den Schritt in Richtung Solokarriere – zumindest teilweise. Die Grundidee des Albums war, jeden Song 50/50 mit einem anderen Musiker zusammen zu schreiben. Obwohl die Idee nicht ganz aufgegangen ist und sich einige echte Solosongs auf dem Album finden, ist die Liste der Beteiligten, die der Norweger hauptsächlich aus seinem persönlichen Umfeld rekrutiert hat, beeindruckend lang.

EINAR SOLBERG goes Rap?

Inhaltlich beschäftigt sich das Album mit der prägendsten Zeit im Leben EINAR SOLBERGs, die Jahre in denen er zwischen 16 und 19 war. Obwohl das auch der Zeitpunkt war, zu dem LEPROUS gegründet wurde und so auch positive Erinnerungen dazugehören, verarbeitet Einar in vielen der Lieder vor allem die negativen, lebensweisenden Erinnerungen aus dieser Zeit, sodass die Lyrics in gewohnter Manier auch bei diesem Projekt persönlich und emotional sind.

Was die Auswahl der Instrumente und die Arrangements der Songs angeht, sind auf Einars Soloprojekt viele Parallelen zu LEPROUS zu hören. Das mag zum einen an seiner markanten Stimme liegen, die sich sofort einordnen lässt und im Gehirn der Prog-Gemeinde einfach noch mit LEPROUS verknüpft ist, aber auch abgesehen davon hat Einar sich nicht allzu weit von seinen Wurzeln entfernt. Lieder wie das cineastische “Over The Top“ könnten so auch 1:1 auf einer LEPROUS-Platte erschienen sein.

Dafür gibt es einige Ausreißer, bei denen die beteiligten Musiker großen Einfluss genommen und Einar aus seiner Komfortzone gelockt haben. Auf dem mit Ben Levin (BENT KNEE) komponierten “Home“ finden sogar überraschende Rap-Elemente ihren Platz und auch das mit seinem Schwager Ihsahn (u.a. EMPEROR) geschriebene “Splitting The Soul“ löst sich klanglich deutlich von Einars musikalischen Wurzeln und zeigt, wie viel Potenzial und Überraschungsfaktor auf “16“ noch möglich gewesen wären.

“16“ ist Pflichtprogramm für LEPROUS-Fans

Wer LEPROUS mag, kommt mit “16“ auf jeden Fall auf seine Kosten. Einars markante Stimme, besonders in den hohen Tonlagen, und cineastische, orchestrale Arrangements sind auch auf EINAR SOLBERGs Soloalbum meisterhaft eingebaut. Auch Können und Produktion stehen auf “16“ außerhalb jeder Diskussion. Wer sich hier stilistisch allerdings etwas mehr Experimentierfreude erhofft hat, könnte ein kleines bisschen enttäuscht sein. Da hilft nur, die in Kooperation geschrieben Songs aufzudrehen, auf Repeat zu stellen und zu hoffen, dass Einar für zukünftige Soloalben noch etwas weiter aus seiner Komfortzone kommt.

26.05.2023

"Es ist gut, aber es gefällt mir nicht." - Johann Wolfgang von Goethe

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