Esoctrilihum - Ghostigmatah – Spiritual Rites Of The Psychopomp Abxulöm

Review

Uff, was uns Asthâghul, Mastermind und einziges Mitglied von ESOCTRILIHUM, mit seinem bereits 12. Album innerhalb von acht Jahren um die Ohren haut, ist wahrlich nichts für schwache Nerven. Zudem geht die gegenständliche Reise durch den Abgrund, die auf den locker von der Zunge rollenden Titel „Ghostigmatah – Spiritual Rites Of The Psychopomp Abxulöm“ hört, mit fast anderthalb Stunden Spielzeit durch die Zielgrade. Neben einer robusten Psyche ist also auch Geduld und Sitzfleisch gefordert. Nun denn, versuchen wir mal, diesen Wahnsinn in Worte zu fassen.

ESOCTRILIHUM laden zum gemütlichen Spaziergang durch den Vorhof der Hölle

Wie schon auf vorherigen Alben von ESOCTRILIHUM deckt Asthâghul auf seinem neuen Werk mal wieder gefühlt den gesamten schwarzmetallischen Kosmos ab, oft in nur einem Song. Die dissonanten Eskapaden von Landsleuten wie DEATHSPELL OMEGA oder BLUT AUS NORD treffen auf norwegische Raserei mit Symphonik-Tupfern à la EMPEROR, rituellen Eso-Black-Metal wie man ihn bei CULT OF FIRE antrifft und die sakrale Atmosphäre von BATUSHKA. Gelegentliche Leadmelodien schwedischer Bauart tragen ein wenig zur Auflockerung bei, dazu dann noch ein paar außerweltliche Ambient-Klänge ins Gebräu, einmal kräftig umgerührt und fertig ist der Hölleneintopf.

Was jetzt erstmal wie der totale Overkill klingt…ist es auf den ersten Höreindruck auch. Die regelrechte Kakophonie, die einem schon mit dem Opener entgegenschlägt, ist so beeindruckend wie überwältigend und auf voller Albumlänge droht man regelrecht, in dieser konstanten Reizüberflutung unterzugehen. Der Wahnsinn hat natürlich Methode, denn tatsächlich fühlt sich der „Genuss“ dieses Albums wie eine fiebrige Wanderung durch jenen Vorhof der Hölle an, der auf dem Frontcover so wunderbar verstörend illustriert ist. Vorbei an orgiastischen Kreistänzen, Folterszenerien und Momenten ritueller Einkehr, doch mit dem Deibel stets im Nacken.

Dabei entwickelt sich zwischen unbarmherzigen Blastattacken, albtraumhaften Keyboardflächen, kurzen melodischen Verschnaufpausen und einer Gesangsdarbietung, die sich stets zwischen derangierten Schreien, abgründigem Gebrüll, gequältem Klargesang und ritualistisch anmutenden Chorälen bewegt, durchaus ein gewisser Flow. Auf einzelne Stück einzugehen ist dabei allerdings ziemlich müßig und würde auch den Rahmen dieser Rezension sprengen. Kostprobe gefällig? „Hark! The Bewitched Trumpet Of The Red Harbinger Is Calling The Dead To Gather“. Ein bisschen wie bei OLD NICK, nur eben völlig frei von Ironie.

Genial oder vollkommen maßlos?

Um ESOCTRILIHUM im Allgemeinen und „Ghostigmatah – Spiritual Rites Of The Psychopomp Abxulöm“ im Speziellen genießen zu können, muss man sich schon von diesem musikalischen Mahlstrom mitreißen lassen (wollen). Asthâghul macht es einem jedenfalls nicht leicht und es ist davon auszugehen, dass der Franzose diese Musik ohnehin mehr für sich selbst als für irgendein bestimmtes Publikum macht, denn auf jegliche Kompromisse pfeift er offensichtlich.

Ob man das gegenständliche Album nun als einen finsteren Ausdruck übersprudelnder kreativer Energie eines nie ruhenden musikalischen Genies wertet, oder aber als vollkommenen kompositorischen Overkill ohne jeglichen Sinn für Augenmaß, muss man letztlich selbst entscheiden. Fest steht, dass auch der neueste Eintrag in der Diskographie von ESOCTRILIHUM mal wieder ein forderndes und ziemlich einzigartiges Hörerlebnis darstellt.

29.08.2025

"Musik hat heute keinen Tiefgang mehr." - H.P. Baxxter

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