Eversin - Divina Distopia

Review

In Sachen Metal hielt es Italien stets mit den Extremen. Ob nun extrem kitschig (RHAPSODY OF FIRE, LABYRINTH), extrem stumpf (BULLDOZER), extrem technisch (SADIST) oder wie DEATH SS extrem theatralisch, auf irgendeine Weise konnten sich Bands vom Stiefel stets als einzigartig unter Beweis stellen. Wie passen EVERSIN in diese Reihe? Die im Label-Info geöffnete Schublade Techno Power Thrash könnte unpassender kaum gewählt sein, denn wie ANACRUSIS, VOIVOD oder andere Bands, die anno dunnemal das Etikett Techno Thrash aufgepappt bekommen haben, klingt hier absolut nichts.

Zwei der angeführten Vergleiche, nämlich ICED EARTH und NEVERMORE, greifen da schon eher. Ein bisschen progressiv darf es für EVERSIN schon sein, zielloses Gefrickel ist dankenswerterweise nicht das Ding der Musiker. Dennoch muss man die Gitarrenarbeit von Giangabriele Lo Pilato loben, denn der Mann kennt sich mit vertracktem Riffing ebenso aus wie mit knackigen Leads und perlenden Läufen.

Sein Kontrapunkt, Sänger Angelo Ferrante, ist als Erkennungsmerkmal leider weniger geeignet. Sein rauer Gesang, der in den hohen Lagen tatsächlich ein wenig an Matt Barlow erinnert, ist zwar nicht schlecht, häufig jedoch ein wenig kraftlos. Das fällt besonders in ruhigen Passagen auf („In The Shadows Of The Rose“). Ein teilweise episch angelegter Song wie „Angel Of Silence“ stinkt wegen seiner dünnen Stimme sogar gnadenlos ab, könnte unter anderen Umständen allerdings einer der stärksten Songs auf dem Album sein.

Der Ansatz von EVERSIN ist durchaus interessant, da die Band viele Stilmittel in ihren Sound integriert. Von der Ballade bis zum Thrash-Riff, von den Keyboard-Strings bis zum Piano wird hier alles einmal ausprobiert. Das funktioniert bei einem dynamischen Stück wie dem Titeltrack sehr gut, wirkt jedoch oft auch überfrachtet und –ambitioniert. Wo BIOMECHANICAL immer noch eine Schippe drauflegen können, geht EVERSIN hörbar die Puste aus.

Die Wartezeit auf das kommende NEVERMORE-Album kann „Divina Distopia“ für manch einen sicher verkürzen, besonders oft wird das Teil zumindest in meinem Player dennoch nicht mehr rotieren. Fans der oben genannten Bands dürfen allerdings gern ein Ohr riskieren.

22.02.2010
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