Evoke - Seeds of Death

Review

Dunkle Wolken ziehen auf, unheilvoll krächzende Raben fliegen vorbei, Bierdosen öffnen sich wie von magischer Hand – wenn die Mucke von EVOKE erklingt, scheint selbst an einem lauen Herbstnachmittag der Vorhof zur Hölle nicht mehr fern zu sein. Während sich der Rest der Welt mit Klopapier und Netflix einigelt, wartet man in Norwegen offenbar noch standesgemäß darauf, dass der Leibhaftige wie auf dem Cover von „Seeds of Death“ mit Schwert und Donner herabsteigt, um dieser angeschlagenen Welt den Gnadenstoß zu verpassen.

Doch alles der Reihe nach: „Seeds of Death“ ist das Langspiel-Debüt von EVOKE, die bisher nur zwei vier Jahre alte Demos auf dem Tacho haben. Die Jungs sehen sich selbst von südamerikanischen 80er-Thrash-Metal-Kombos beeinflusst, stehen aber natürlich auch in einer Linie mit Landsleuten wie AURA NOIR oder DEATHHAMMER.

EVOKE beschwören den Teufel – endlich.

Tatsächlich zeichnen sich EVOKE aber durch eine kompromisslose Energie aus, die manch sperrige Konstruktion der Kumpanen einfach durchbricht. „Seeds of Death“ ist schnörkelloser Thrash Metal aus den Tiefen der Hölle, der zwar sumpf auf die Fresse gibt, aber auch extrem gut durchgeplant wurde.

Vor allem die längeren Nummern „Wrathcurse“ und „Satanic Rebirth“ sind abwechslungsreiche aber nicht übermäßig verkopfte Abrissbirnen. Gemeinsam mit den knackigen Nummern dazwischen ist „Seeds of Death“ ein unterhaltsames Album, unter dessen pechschwarz lackierter Oberfläche ein räudig rockender Motor steckt. Dazu passt auch der trockene und harte Sound, der nur ganz selten an Druck verliert und etwas flach wirkt.

„Seeds of Death“ unterhält durch freundliche Kinnhaken.

EVOKE haben das Große Thrash-Einmaleins verinnerlicht und bieten Genre-Fans genau die richtige Mischung aus Arschtritt und Kinnhaken, die zum dauerhaften Headbangen motiviert. Neue Ideen gibt es hier allerdings nicht zu hören. „Seeds of Death“ funktioniert in Dauerschleife, hinterlässt trotz guter aber keinen bleibenden Eindruck. Dass EVOKE das Zeug dazu haben, eigene Akzente zu setzen und innerhalb der Genregrenzen noch einiges vor sich haben, belegt dieses Debüt dennoch.

20.09.2020
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