Eyehategod - A History Of Nomadic Behavior

Review

EYEHATEGOD gelten in bestimmten Kreisen als die ewigen Underdogs. Das mag einerseits an der Wankelmütigkeit des Gitarristen und einzig verbliebenen Gründungsmitglieds Jimmy Bower liegen. Immerhin hat sich die Band ganze drei Mal gegründet und zwei Mal aufgelöst. Außerdem lagen zwischen den Veröffentlichungen stets mindestens drei Jahre, zuletzt gar vierzehn. In einer schnelllebigen Zeit wie dieser gerät man da rasch in Vergessenheit.

EYEHATEGOD liefern das, was sie am besten können

Und doch haben die Veteranen aus New Orleans verlässlich abgeliefert. Die Musik ist ein quälender Bastard aus Sludge, Doom und ganz fiesem Grunge. Kein Gegniedel, keine Schönheit. Und in diese Kerbe schlägt “A History Of Nomadic Behavior” immer wieder, genau genommen zwölf Mal. Schon nach dem Opener “Built Beneath The Lies” brummen die Ohren, worauf das Quartett aber keinerlei Rücksicht nimmt und gnadenlos damit fortfährt, ätzende Fuzz-Orgien mit Feedbacks zu zersetzen.

Über der ultra-schwergewichtigen Gitarrenwand schwebt der beißende Gesang von Mike Williams, der so unverkennbar amerikanisch ist, wie die Musik selbst. Jedes Wort klingt wie ein Vorwurf an den imaginären, saufenden und gewalttätigen Vater und die drogenabhängige Mutter, weil sie einem das Leben versaut haben.

Amerikanische Musik, die Wut und Qual verkörpert

Man muss sich ein wenig überwinden, das Album in einem Rutsch zu hören, denn natürlich schleppt es sich nur träge durch die Tracks. Immer wieder stößt man aber auf Glanzlichter wie “The Day Felt Wrong” und verfällt dem herrlich schiefen Rhythmus. Ein wenig fühlt man sich ab und an gar an eine sehr entschleunigte Version von RAGE AGAINST THE MACHINE erinnert.

Auf “The Trial Of Johnny Cancer” wird schon wieder Gift gespuckt. “I´d rather be a corpse than a coward” bellt Williams in einem Moment, im nächsten erklingt so etwas ähnliches wie ein Gitarren-Solo.

“Smoker´s Piece” beginnt mit psychedelischen Jazz-Anleihen und klingt fortan wie ein schiebender Bass-Lauf, der mit dem Ride-Becken Geschlechtsverkehr hat.

“A History Of Nomadic Behavior” verpasst viele Tiefschläge

Schafft man es tatsächlich und übersteht die ersten elf Lieder ohne Schweißausbruch oder Panikattacke, gibt einem “Every Thing, Every Day” den Rest. Der Track walzt sich so unerbittlich heran, dass man das Gefühl hat, ohne Aussicht auf Rettung in einem dunklen Loch gefangen zu sein. Die letzten Worte des Albums sollte man wirklich nicht als Appell verstehen. Williams zetert immer wieder “Kill your Boss, kill your Boss”, dann ist dieser kleine Ausflug an den Rand des Wahnsinns beendet.

Es bleibt das Bild eines glücklich spielenden Kindes, das vielleicht ein paar Gänseblümchen für seine Mama pflückt, ehe ein gigantischer Atompilz diese Szenerie in ein grausiges Schauspiel aus Leid und Tod verwandelt.

Keine Musik für die Massen

Keine leichte Kost also, aber das war bei EYEHATEGOD auch nicht zu erwarten. Insgesamt muss man entweder uneingeschränkter Freund dieser Art von Musik oder aber in der passenden Stimmung sein. Denn die Platte besitzt ihre Längen, die durch den sehr eindimensionalen Mix nicht an Durchsetzungskraft gewinnt um letztlich einer breiteren Masse in Erinnerung zu bleiben.

04.03.2021

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