Faith Factor - Against A Darkened Sky

Review

Bands, die bei Retroactive Records unter Vertrag sind, zeichnen sich meist durch zwei Eigenheiten aus: es sind 1.) Bands mit einem christlichen Hintergrund und 2.) Bands, die viel Old-School-Feeling vermitteln. Bei denen, die ich unter die Finger bekomme, kristallisiert sich aber fast ausnahmslos eine dritte Eigenschaft heraus: sie sind richtig schlecht.

Die 2006 gegründeten FAITH FACTOR bilden mit ihrem Erstling „Against A Darkened Sky“ leider keine Ausnahme. Ihre Kompositionen mögen zwar zum Teil einen eingängigen Old-School-Aufbau haben, doch verpassen sie es, Spannungen zu initiieren, Hooklines zu Ende zu führen und die Höhepunkte vernünftig herauszustellen.
Der im Promo-Flyer in den höchsten Tönen gelobte Sänger Ski, beherrscht besonders diesselbigen nicht. Er eifert vergeblich Rob Halford (übrigens auch optisch) oder auch Geoff Tate nach, trifft die Töne nicht richtig und kann sie auch nicht halten. Teilweise schmerzt das schrille Kastratgejaule einfach nur in den Ohren. Wenn Ski in mittleren Lagen agiert, ist der Stimmklang gar nicht schlecht, doch er setzt zusehends auf extreme Höhen.
Auch von der Lead-Gitarre gibt es nichts Positives zu berichten. Die Riffs sind von der Stange und die Soli ziemlich uninspiriert und mitunter ebenso disharmonisch wie der Gesang.

Es mutet ein wenig ulkig an, wie FAITH FACTOR im Opener „Keep It True“ lyrisch etliche Größen des Metal hochleben lassen, aber selbst nur einen ultralangweiligen Track fabrizieren. Die noch besten (man möge mir die Benutzung dieses Adjektivs verzeihen) Songs des Albums sind das progressiv arrangierte „The Rapture“, das teilballadeske „In Rembrance“ und vielleicht noch das einigermaßen epische „Armor Of God“. Der Rest ist unterdurchschnittlich bis grottig.
Der Rhythmustruppe kann man nichts ankreiden, sie entwickelt Groove und durchaus auch Dynamik. Die Bassläufe erinnern gelegentlich sogar an MAIDENs Frühzeiten. Die Schwächen liegen beim Gesang, beim Gitarrespiel und dem Songwriting. Die Produktion ist ebenfalls auf old-schooled gemacht, was aber nicht weiter stört, sondern ins Bild passt.

Möglicherweise gibt es manchen die-hard-Retro-Fan, der auf „Against A Darkened Sky“ Lichtblicke findet. Ich kann sie nicht entdecken und die Scheibe beim besten Willen nicht empfehlen. FAITH FACTOR führen die traurige Tradition schwacher Retroactive-Veröffentlichungen fort.

19.01.2009
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