Faith No More - Sol Invictus

Review

Da ist das Ding! Die neue Scheibe von FAITH NO MORE, die auf den Namen „Sol Invictus“ hört. 18 Jahre. 18 VERDAMMT LANGE JAHRE mussten wir darauf warten. Die interessanteste Frage wird zweifelsohne sein, wie denn FAITH NO MORE nun klingen, erstens nach dem eingangs eher mäßig bewerteten „Album Of The Year“, das erst im Nachhinein auf breiteren Zuspruch gestoßen ist, zweitens nach dieser langen Zeit der Abstinenz. Das Lineup hat sich im Gegensatz zu „Album Of The Year“ nicht geändert, da liegt es nahe, zu vermuten, dass Ähnlichkeiten zwischen den Platten bestehen werden.

Und auf den ersten Hör scheint das auch zu stimmen, das eröffnende Titelstück hätte gut auf den Vorgänger gepasst. Dennoch ist „Sol Invictus“ keine Kopie des Vorgängers, eher eine Weiterentwicklung und auch eine Verbesserung. Der Funk glänzt immer noch durch Abwesenheit – und das ist nach wie vor ein wenig schade. Dafür sind die Rock- und Metal-Anteile wieder prominenter vertreten, während die Pop- und Prog-Elemente zurückgeschraubt wurden. Neben der äußerst druckvollen Produktion ist auch das Klavier erwähnenswert, dem eine größere Bedeutung zugemessen wird.

Was die Songs selbst angeht, so gibt es wieder das volle Programm. FAITH NO MORE haben auf „Sol Invictus“ ein paar äußerst abwechslungsreiche Nummern kreiert, Langeweile kommt also nicht auf. Die Palette reicht von energiegeladenen Krachern wie „Superhero“ über atmosphärische Hymnen wie „Matador“ hin zu den keck groovenden Mitnickern der Marke „Rise Of The Fall“. In „Separation Anxiety“ und „Cone Of Shame“ werden FAITH NO MORE sogar richtig heavy, dagegen bekommt der Hörer mit „Sunny Side Up“ wieder die typische Portion FAITH-NO-MORE-Weirdness aufgetischt. Der Gesang von Mike Patton ist definitiv das Highlight des Albums. Erwartungsgemäß ist er wieder der reinste Vulkan am Mikrofon, auch wenn man schon merkt, dass seine Stimme deutlich gealtert ist.

Allerdings ist „Sol Invictus“ auch eines dieser Alben, die sich erst nach und nach entfalten. Zu Beginn wirkt die Platte sogar etwas enttäuschend, da sie zurückhaltender beginnt, als man das von früher kennt – geradezu sentimental. Es dauert ein bisschen, aber nach und nach stellt sich das alte Feeling wieder ein, und man merkt erst dann, wie wichtig es für die Band war, ohne Major Label und Producer aufnehmen zu können: Das Album zeigt die Band so ungezwungen und frech wie in ihrer Blütezeit und erinnert in dieser Hinsicht teilweise sogar an die Prä-Patton-Ära.

„Sol Invictus“ ist definitiv eine Steigerung im Gegensatz zum Vorgänger. Zwar kommt es nicht an die Klassiker heran, aber es wäre falsch, FAITH NO MORE deswegen abzuschreiben, da hier definitiv eines der besseren Alben, die dieses Jahr erschienen sind, vorliegt. Es gibt einfach so viele große Momente, witzige Ideen und dermaßen einprägsame Hooks – „Sol Invictus“ ist ein würdiges Come-Back-Album geworden, das Fans gefallen dürfte und Lust auf mehr macht, gleichzeitig aber auch Neulinge in den seltsamen FAITH-NO-MORE-Kosmos einzuweihen vermag.

27.04.2015

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

Exit mobile version