Fin - Arrows Of A Dying Age

Review

FIN haben den Superlativ im melodischen, aber zu keiner Zeit überproduzierten Black Metal eingespielt – im Iron Hand Audio in ihrer Heimatstadt Chicago. Die beim deutschen Label Folter Records unter Vertrag stehenden Amerikaner sind im Jahr 2013 mit dem ersten Studiowerk „Fated By Will & Iron“ gestartet. Und bringen mit „Arrows Of A Dying Age“ schon ihr viertes Album heraus – eine beeindruckende Regelmäßigkeit, die den Bandstatus in Kombination mit einem ausgeprägten Live-Engagement mindestens im US-Underground ordentlich geformt hat. Aber ihr seid beim Lesen vermutlich eh mit einem saftigen „Whaaat“ am Begriff „Amerikaner“ hängengeblieben. Eine 10/10 für Black Metal aus den Staaten? Das ist ja beinahe so undenkbar, als wäre ein ebenso Hängengebliebener wie Donald Trump Präsident. Oh wait. In den USA ist vieles möglich – schön, dass manches davon auch richtig gut ist. So schließt sich der Kreis: „Arrows Of A Dying Age“ ist ein durch und durch faszinierendes US-Produkt. Interessanterweise haben in diesem Jahr auch schon DUMAL mit ihrem Erstling „The Lesser God“ bewiesen, dass amerikanischer Black Metal keine Nebenerscheinung im Subgenre sein muss.

FIN ebnen den Zugang zu „Arrows Of A Dying Age“ überzeugend dynamisch

Viele Alben öffnen die Tür durch ein Intro oder einen atmosphärischen Songbeginn erst mal zaghaft. FIN machen das hingegen mit einem Ruck. Der Aufbau in Form des blank präsentierten Haupt-Riffs benötigt keine zehn Sekunden, dann setzen die Drums ein und „Manias“ prescht voran. Die Band steht auf einen organischen Sound, das hört man sofort (so erhalten die Lieder eine angenehme Live-Note). Noch vor Ablauf der ersten Minute überzeugt ein erstes Break, das wiederum die ersten Vocals einläutet – mächtig mit Hall versehen. Keine 30 Sekunden später verändert das Schlagzeug seinen Rhythmus in Richtung Uffta. Im hinteren Teil des Liedes wurde noch eine Midtempo-Passage platziert, letztlich geht die Nummer aber mit Pauken und Trompeten (im übertragenen Sinne) zu Ende. Welch eine Dynamik!

Schon nach zwei Songs auf dem Weg zur Höchstnote

Eigentlich ist der Opener so gut, dass man ihn gleich noch mal hören möchte. Trotzdem: Was kann „The Sight“? Alles! Die Amis gehen wieder sofort auf hohes Tempo, die Ride wird dabei gern genutzt. Was FIN auch hier an Melodien aus den Gitarren holen, ist kaum in Worte zu fassen. Dass sie sich innerhalb nur eines Songs selbst mehrfach übertreffen, übersteigt selbst hohe Erwartungen an „Arrows Of A Dying Age“. Freunde, ich bekomme schon vom Beschreiben der Platte eine Gänsehaut. Allein „The Sight“ ist ein Hit in mehreren Stufen. Der erste Aha-Moment liegt bei 0:50, der zweite ist gar kein „Aha“ mehr, sondern vielmehr ein „Oh my fucking Satan“ (Minute 2:18). Schon hier verschmelzen Spielfreude, Kreativität, Kompromisslosigkeit und Aggressivität zur Höchstnote.

Wenn sich Qualität überschlägt – FIN hauen ihr Meisterwerk raus

Ihr könnt euch denken, dass es mit „Strings Of Discourse“ genauso weitergeht. Das Lied ist vom Start weg großartig, kann nach knapp einer Minute aber auch noch mal eine Steigerung vorweisen. Dass FIN kurzzeitig ein Ride-Geklimper einbauen, das ISVIND bereits verwendet haben, verbuchen wir großzügig als Hommage oder Zufall. Im ähnlichen Wortlaut könnte es noch etliche Absätze so weitergehen. Es gibt wenig Alben, die auch nur annähernd so viel Qualität liefern. „Arrows Of A Dying Age“ überschlägt sich dahingehend förmlich. Obwohl das Teil wie aus einem Guss erscheint, gibt es massiv viele Facetten zu entdecken. Trotz der stimmungsvollen Leadgitarre ist der Gesamtsound aggressiv, roh und düster. Während FIN stilistisch kaum über den Tellerrand blicken, haben sie doch ihren eigenen Stil gefunden. Zwar sind die Songzutaten überschaubar, das Mindesthaltbarkeitsdatum der Platte liegt dennoch in ungeahnter Ferne – die Langzeitwirkung ist beachtlich. Auch wenn man kaum ein höheres Lob aussprechen kann, möchte eine Band diese Zeilen vermutlich nicht lesen: Das vierte Album ist ihr Opus magnum – FIN werden keine bessere Veröffentlichung mehr leisten können. Nicht, weil sie dazu nicht im Stande sind, sondern weil „Arrows Of A Dying Age“ im Stilsektor, den FIN bedienen, nicht zu übertreffen ist.

23.04.2017
Exit mobile version