Finntroll - Nattfödd

Review

Galerie mit 22 Bildern: Finntroll - Vredesvävd European Tour Autumn 2022 in Stuttgart

Da haben sich die Burschen von Finntroll jahrelang rar gemacht und mit der MCD „Visor Om Slutet“ eine ganz ruhige Nummer geschoben, so gibt es dieses Jahr gleich zwei Releases am Stück. Ich habe die EP „Trollhammaren“ noch nicht einmal ausgiebig rotieren lassen, da wird sie schon wieder gewaltsam weggedrängt. Die Vorgängerscheibe „Jaktens Tid“ zu toppen war sicherlich keine leichte Aufgabe, denn diese wurde von Fans und Presse ja regelrecht abgefeiert. Zwar wusste ich nicht, warum Trollhorn meinte, dass diese Scheibe zu Power-Metal-mäßig war, aber spätestens beim ersten Durchlauf von „Nattfödd“ stellt man fest, dass der Vorgänger im Gegensatz dazu doch ziemlich melodisch ausgefallen ist. Dabei benutzen die Finnen eigentlich genau die Trademarks, wie schon auf ihren vorherigen Scheiben, also Humppa (finnischer Polka) mit Metal, aber dies kombinieren sie nun noch brachialer und black-metallischer. Hier wären z.B. gleich der Opener „Vindfärd / Människopesten“, „Eliytres“ oder „Marknadsvisan“ zu nennen, denn so schwarz hat man Finntroll wirklich noch nie gesehen. Dabei vermengen sie die Songs immer mit vielen Melodien, so z.B. auch „Marknadsvisan“, welches sehr ruhig mit Vogelgezwitscher und Pferdegetrappel beginnt, doch dann geht es richtig ans Werk. Da wird gekesselt, bis sich die Balken biegen. Im nächsten Augenblick haben die Jungs aber wieder knackige Riffs parat und diese fiesen Melodien, bei denen man einfach mitsingen oder schunkeln muss. Ich sag’s ja immer wieder…bei Finntroll kann man nicht stillsitzen! Neben u.a. „Fiskarens Fiende“, „Det Iskalla Trollblod“ und „Trollhammaren“ (letzterer war ja schon auf der gleichnamigen EP) hat die Scheibe wieder ordentlich in die Ohrwurmmelodie-Kiste gegriffen, so dass man bald den Kopf mit Melodie-Fetzen voll hat und hofft, dass die CD niemals enden wird. Das ist aber leider schon bald der Fall, denn mit knapp 37 Minuten hält der Spaß nicht lange. Zwei-drei Songs mehr hätten da wirklich nicht geschadet. So kommt mir „Nattfödd“ aber noch impulsiver und zielsicherer vor, was natürlich auch an den vielen sau-schnellen Parts und der interessanten Instrumentierung liegt. Hier lässt sich auch noch „Ursvamp“ aufführen, welches neben der schrägen Humppa-Melodie und Wilskas harschen Gesang noch einige ganz abgefahrene Einsprengel hat. Da kommt einem dann „Grottans Barn“ doch sehr schleppend vor, wobei natürlich hier auch nicht an Ohrenschmeichlern gespart und der ganze Song mit Maultrommeln und Akustikelementen veredelt wurde. Einen Lieblingssong zu wählen ist hier fast unmöglich, denn jeder ist auf seine ganz eigene Art eine kleine schimmernde Muschel, die im inneren eine pechschwarze Perle enthält. Mit „Nattfödd“ können die Trolle jedenfalls ein überaus gelungenes Werk abliefern, welches mich doch tatsächlich beinnahe in Verlegenheit gebracht hätte die Höchstnote zu zücken. Viel gefehlt hat da jedenfalls nicht…

29.03.2004
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