Fiur - Imperium

Review

FIUR, ein Projekt von Einzelkämpfer Tobias Jäpel, dürfte dem ein oder anderen Freund von melodischem Black Metal mit leichter Pagan-Note zwischenzeitlich über dem Weg gelaufen sein. Zu gut waren die beiden ersten Alben, als dass sie nicht zumindest im Underground ein klein wenig Aufmerksamkeit erzeugt hätten. Warum dann nicht mit dem dritten Album direkt einmal ein Triple-Album wagen?

Darf es ein bisschen mehr sein? FIUR fahren groß auf

Triple-Alben als Veröffentlichung von neuen Stücken oder sogar Konzeptalben sind schon eine Seltenheit, im extremen Metal aus den Bereichen Black oder Pagan Metal können wir spontan keine Beispiele benennen. Sachdienliche Hinweise gerne in den Kommentaren.

Eben jenes Kunststück wagt Tobias Jäpel nun mit „Imperium“, am Ende ein fast dreistündiges Opus, welches in den drei Kapiteln „Vehemenz“, „Ruin“ und „Eremit“ aufgeteilt ist. „Vehemenz“ und „Ruin“ sind dabei FIUR in reiner Destillation. „Eremit“ hingegen ist ein über fünfzigminütiger Instrumentaltrack, der allerdings keine Anstrengungen in Richtung Ambient oder Synth betreibt, sondern auf das gewohnte FIUR-Konstrukt setzt und lediglich auf Gesang verzichtet.

Wofür stehen FIUR neben diesem konzeptionellen Überbau? Der Ex-Kollege Robert Langgemach brachte es in seiner Besprechung zum „Imperium“-Vorgänger auf den Punkt:

„Während der Gesang von Mastermind Tobias Jäpel in Kombination mit den naturverbundenen Versatzstücken in den Lyrics primär dem ähnlich leidenschaftlich zu Werke gehenden Wieland von NEBELHORN ähnelt, weckt die Melodieführung nicht selten Erinnerungen an große norwegische Vertreter des Viking Metal, wie zum Beispiel WINDIR und EINHERJER.“

Die Formel von „Elementa / Refugium“ und „Verse“ funktioniert auch auf „Imperium“ hervorragend. Warum auch sollten FIUR das Erfolgsrezept der ersten beiden Veröffentlichungen ändern? Never change a running system. Und dieses System läuft wirklich auf Hochtouren. Somit gelingt es FIUR in keiner Sekunde dieses sehr langen Albums langatmig oder beliebig zu sein. Ein echtes Kunststück.

Was für ein Epos – „Imperium“ überzeugt erneut

„Imperium“ ist in Summe, und dies nicht nur der Spielzeit geschuldet, noch etwas abwechslungsreicher als die beiden Vorgänger. Tobias Jäpel hat einfach ein feines Gespür für Melodie und Spannungsaufbau und fügt beides äußert passend auf dieser langen Reise zusammen.

Nur ein klein wenig Zeit sollte der Hörer mitbringen, bevor er sich in die musikalischen Tiefen von „Imperium“ begibt. Eine starke Antithese zur kurzatmigen und ungeduldigen Gegenwart.

11.12.2022

Stellv. Chefredakteur

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