Fortyseven Million Dollars - Fortyseven Million Dollars

Review

Humor ist in der Hardcore-Gemeinde ungefähr so weit verbreitet wie Talent bei Dieter Bohlen. Deshalb dürfte der Szenepolizei bereits beim Anblick des Homepage-Namens der Deutschen FORTYSEVEN MILLION DOLLARS das Messer in der Buxe aufgehen. Und – Achtung: Beruhigungstabletten bereithalten! – die Jungs gehen sogar noch einen Schritt weiter. Ihre Lyrics sind teilweise nicht ernst gemeint. Nervenzusammenbruch! Das geht ja gar nicht! Der finale Plattmacher ist aber, dass sie auch noch in ihrer Muttersprache singen. So, jetzt ganz flott einen Krankenwagen rufen!
Mal im Ernst: Alleine der Fakt, dass die Kerle deutsche Texte verwenden, nötigt Respekt ab. Dadurch manövrieren sie sich nämlich mit Vollgas in die absolute Außenseiterecke der Szene und nehmen in Kauf, aus Prinzip ignoriert zu werden. Wer allerdings solchen Nichtigkeiten keine Beachtung schenkt, wird in vorliegendem Fall mit einer hörenswerten Platte belohnt.
Das selbstbetitelte und eigenfinanzierte Longplay-Debüt der Hessen glänzt mit reichlich Abwechslung. Hier duellieren sich fette Mosh-Parts mit Old-School-Geballer, und New School trifft auf Thrashiges. Diese Scheuklappenfreiheit gipfelt letztlich in geilen und vor allem schlüssigen Songs. So ist ‚Die Ernte‘ ein Uptempo-Bolzen, der im Refrain zum fröhlichen Kopfschütteln einlädt und gegen Ende mit einer sehr coolen Bridge aufwartet, und die Metal-Monster ‚Mit Kutter und Kahn‘, ‚Schweinepest‘ (mit schönen Denis-Leary-Samples) und ‚Kleingeist Theater‘ sind nicht weniger als ordentliche Hiebe auf den Unterkiefer. Daneben stehen mit den Joke-Nummern ‚Mein Ball, du Bastard‘ und ‚Der 7. Sohn‘ auch Tracks, die musikalisch überhaupt nicht abfallen, aber eben keine ernst gemeinten Texte haben. Meine persönlichen Favoriten dieser gelungenen Eigenproduktion sind schließlich das zwischen Old-School-Hardcore und Grind (!) pendelnde ‚Ohrschell‘ und die emotionale New-School-Nummer ‚Katabasis‘.
Ohne Zweifel: An diesem Dreher gibt’s überhaupt nix zu meckern. Und wer zusätzlich noch ein bisschen Metal-Credibility braucht, dem kann ich noch sagen, dass Kalli und Holg von den befreundeten Thrash-Hopefuls ABANDONED bei ‚Mein Ball, du Bastard‘ ein Gastspiel geben. Bitte antesten!

21.02.2006
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