Galskap - Manifest Der Verdammnis

Review

Stellt euch mal vor, ihr sitzt beim Italiener und bestellt euch einen großen Teller Trüffelnudeln. Dieser ist zwar keine kulinarische Offenbarung, aber auf jeden Fall nett anzusehen, schmackhaft und solide mit ausgewählten Zutaten verfeinert. Doch plötzlich kommt ein böser Mensch vorbeigestolpert und schüttet euch mutwillig Curryketchup über eure Pasta. Das Tartufoaroma ist dahin, die Würzung verpfuscht und vor allem mundet das Ganze nun unglaublich abgegriffen und irgendwie nach Imbissbude…

Und wozu jetzt dieser bescheuerte Vergleich? Ganz einfach, GALSKAPs musikalischer Grundstock steht hierbei sinnbildlich für die durchaus anständigen Teigwaren und der Gesang, tja, der ist im Falle der Bremer Schwarzmusikanten leider der Curryketchup. Doch bleiben wir zunächst bei den wohlschmeckenden Komponenten, denn davon hat „Manifest der Verdammnis“ auf tonaler Ebene doch so einige in petto. Geboten wird melodiegetragener Black Metal mit Hang zu schnittigen, klangvollen Leadgitarren, die in ihrer Ausführung oft an klassische Metalspielarten erinnern und so ein angenehm unverkrampftes Verständnis des eigenen Genres offenbaren. Heavy Riffs im schwarzen Kleid – so kann man es wohl ganz gut veranschaulichen.

Der Opener „Blinder Instinkt“ überzeugt nach einem entbehrlichen Intro mit kreativem, melodischem Riffing und strahlt durch dieses, das zügige Tempo und nette Breaks eine gehörige Portion Spielfreude aus. „Macht und Rebell“ ist dann gleich doppelt norwegisch inspiriert – der Text ist angelehnt an den gleichnamigen Schmöker von Mr. Misanthropie Matias Faldbakken und der Songbeginn erinnert nicht nur bedingt durch den nahezu identisch klingenden „Alright!“-Schrei an eine gedrosselte und äußerst verlangsamte Version von „Fuel For Hatred“. War die ‚gesangliche‘ Darbietung bei „Blinder Instinkt“ noch halbwegs ertragbar, wird es an dieser Stelle jedoch echt unangenehm. Irgendwie muss ich die ganze Zeit an pöbelnde, rhythmisch impotente Hooligans denken, denn mehr als dürftiges Rumgegröhle ist das Ganze leider nicht…

„Leider“ ist hier wirklich alles andere als eine leere Floskel, denn mit einer vorteilhafteren Vokalisierung hätten Lieder wie das siebenminütige „…vom Pestwinde verweht“ durchaus Potenzial. Da ist es umso trauriger, wenn hiernach „Torrent Of Hatred“ aus den Boxen schallt, wo der Gesang sogar ganz gut auszuhalten ist – denn dort weicht die dominante Gröhlerei einem zwar mäßigen, aber um Längen erträglicherem Standardkrächzgesang. Wäre alles in dieser Art vertont – ich wäre besänftigt, aber so macht „Manifest der Verdammnis“ nur bedingt Spaß.

Eigentlich würde ich nun mit kurzem Verweis auf die zu lange Spielzeit und weitere, kleinere Mängel eine Empfehlung für melodieaffine Schwarzwurzeln aussprechen, aber rate in Hinblick auf die Singerei doch nachdrücklich zum genauen Reinhören. Vielleicht bin ich persönlich auch nur zu empfindlich in Bezug auf Sangesfragen…
Würde ich nur die Instrumentierung bewerten müssen, könnte ich GALSKAP reinen Gewissens zwei Punkte mehr gönnen, im Gesamtpaket ist die Vertonung der Texte aber einfach zu wesentlich, um blindlings darüber hinwegzusehen – schade.

07.07.2008
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