Global Scum - Odium

Review

Wer, wie der Autor dieser Zeilen, „Chernobyl” noch in den Knochen hat, den könnte beim Anblick des Covers von „Odium“ ein leichtes Frösteln überkommen. Ein Blick in den Pressetext verrät jedoch schnell: GLOBAL SCUM thematisieren auf ihrem zweiten Album „die Missstände der Welt“ in all ihren Facetten – ein thrashiger Nuklearfetisch ist nicht zu befürchten.

Das Label Groove Metal ist vertretbar

Hinter GLOBAL SCUM steckt der österreichische Musiker und Sänger Manuel Harlander in Personalunion. Lediglich für das apokalyptische Artwork und beim Mastering ließ sich der Tausendsassa unter die Arme greifen.

Stilistisch haben Harlander und seine Agentur sich selbst das Label Groove Metal verpasst. Eine Einordnung, die sich durchaus vertreten lässt. „Odium“ ruft an vielen Stellen Erinnerungen an Bands wie FEAR FACTORY wach, erinnert bisweilen aber auch an SLIPKNOT und, besonders in den Hardcore- bzw. Thrash-lastigeren Parts, an die frühen MACHINE HEAD (man höre zum Beispiel „Fake As Fuck“).

Ambitioniert, aber ohne Langzeitwirkung

Mit einem Track wie „Assassins“ nähern Harlander und GLOBAL SCUM sich stilistisch sogar klar dem Death Metal an – mit einigen wirklich starken Riffs. Direkt danach fügt sich mit „Back Beats“ dann ein instrumentales und mit elektronischen Beats unterfüttertes Intermezzo an. Das folgende „Martyrium“ ist eine Abrechnung mit Josef Fritzl, leider in deutscher Sprache, die sich auf eine ziemlich einfallslose Aneinanderreihung von Titulierungen á la „elender Psychopath“ und „dreckiges Miststück“ beschränkt und insgesamt ein bisschen nach gern von rechts propagierter Selbstjustiz für Kinderschänder müffelt.

Harlander gelingt es auf dem zweiten GLOBAL SCUM-Album durchaus, eine düstere und rohe Atmosphäre zu schaffen und diese auf Albumlänge zu halten. Sein Solo-Ansatz beeindruckt, führt jedoch auch dazu, dass nicht alle Instrumente immer perfekt ausproduziert sind und vor allem die Drums bisweilen recht flach scheppern. Die Songs selbst sind solide bis überdurchschnittlich, scheinen in ihrer gesamten Ästhetik aber einer Zeitkapsel aus den frühen 2000ern entstiegen. „Odium“ ist ein Liebhaberprojekt.

12.07.2019
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