Gorguts - Colored Sands

Review

Da sind sie endlich. Lange ersehnt, lange erhofft, erwünscht, erwartet. Das kanadische Death-Metal-Aushängeschild schlechthin meldet sich mit einem neuen Album zurück aus der Welt der Verblichenen. GORGUTS sind wieder da! Kreativkopf und Gründungsmitglied Luc Lemay (Gesang, Gitarre, seit 1989 am Start) hat 2009 bekannte Namen um sich geschart, um seiner Band wieder Leben einzuhauchen. Mit seinen Mitstreitern Colin Marston (Bass, u.a. BEHOLD THE ARCTOPUS, KRALLICE), John Longstreth (Schlagzeug, u.a. DIM MAK, ORIGIN) und Kevin Hufnagel (Gitarre, u.a. DYSRHYTMIA) wurde „Colored Sands“ erschaffen und, soviel darf ich bereits vorweg nehmen, es ist ein Feuerwerk aus musikalischem Anspruch, Hass, Extreme und Schwere geworden.

Die Musik der Band war stets vielseitig und dennoch immer wiederzuerkennen. Schiebt man das Debüt „Considered Dead“ (1991) rein, bekommt man schweren Death Metal um die Ohren gedonnert, eher gradlinig, leicht zu konsumieren aber keineswegs langweilig oder einfallslos. „The Erosion Of Sanity“ (1993) ist am druckvollsten konzipiert von allen GORGUTS-Alben und hat die geilsten Songs am Start, und das (fast) ohne Blastbeats. Mit „Obscura“ (1998) folgte ein leichter Wandel hin zu (noch) mehr Technik und mitunter schrägen Wagnissen. Die Gitarren quietschten und kratzten und vorbei war es mit dem Death Metal wie man ihn kannte. Experimente, lange Tracks, wirre und dissonante Parts, die sich bis tief in die Gehörgänge fräsen sollten. Vor dem Bandsplit kam dann „From Wisdom To Hate“ (2001) und folgte dem Weg des Vorgängers, wenn auch das wilde und ungestüm experimentelle Element leicht zurückgenommen wurde. Schwere regierte. Dann Stille.

Und nun, nach 12 langen Jahren der Abstinenz schlagen GORGUTS mal eben so eine Bresche ins Feld des Death Metals und erobern sich ihren Platz in den oberen Rängen scheinbar völlig mühelos zurück. „Colored Sands“ ist das mit Abstand intensivste Album der Band und dürfte einen Großteil aller Genremitstreiter sehr alt aussehen lassen. Die Songs sind sau-heavy, Lemays Gesang immer noch so extrem geil wie früher und ebenso herausstechend wie eigenständig. Die Gitarren feuern eine Salve nach der anderen ab und pendeln zwischen hohem Anspruch und zielgerichteter Ausradierung allen Zweifels an der Rückkehr der Band. Das Drumming agiert vorwiegend im Midtempo oder schleppt sich fett zu den Riffs, während Blastbeats eher wenig und meist als Steigerung eines Parts eingesetzt werden. GORGUTS legen ihren Schwerpunkt auf Ausgewogenheit, eine leicht morbide Atmopshäre. Sie setzen die Schläge in die Magengrube in den richtigen Momenten.

Die Produktion ist sehr fett und, was am wichtigsten ist, insgesamt als Old School zu bezeichnen. Kein Plastikgekloppe, keine unnatürlichen direkt-ins-Pult-Gitarren und kein doppelter Boden. So muss das! Mit „An Ocean Of Wisdom“, dem Titelstück, „Enemies Of Compassion“, der sehr genialen Walze „Absconders“ und dem Finale „Reduced To Silence“ gibt es sogar fünf von neun Stücken, die über sieben Minuten lang ihre tödliche Nachricht verbreiten. Was will man mehr?

Als persönliche Botschaft möchte ich noch mitgeben, dass es sich absolut lohnt, das Album mehrfach zu hören, damit es seine ganze Kraft entfaltet. Nach dem ersten Durchlauf fühlt man sich vielleicht erschlagen von der Fülle und Schwere der Musik und muss diesen Brocken erst einmal verdauen. Einfach nochmal und nochmal und nochmal durchlaufen lassen, dann wird dieses garstige und abartig brachiale Monster sicher auch dich erwischen! Risiken und Nebenwirkungen sind selbstverständlich garantiert!

24.08.2013
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