Grey - Whoneedsyou

Review

Meine Damen und Herren, herzlich Willkommen in der Welt des Mathcore. Das Grundrezept ist genauso einfach wie konsequent: Man scharre einen Haufen technisch halbwegs versierter Musiker zusammen, lasse sie im Eiltempo ein paar breaklastige, schwindelerregende Kabinettstückchen zeigen und – das hat oberste Priorität – entziehe der Musik komplett das wichtigste und grundsätzlichste Element: Gefühl und Emotion. Sollte bei den Musikern tatsächlich so etwas wie eine Fähigkeit zu Ansätzen von Songwriting vorhanden sein, so ist es vollkommen notwendig, dies nicht zur Schau zu stellen. So dürfte auch der ideenärmste Musikschulenbesucher mit einfachen Mitteln auf den immer länger werdenden Trendzug aufspringen.

GREY aus Hamburg gehen exakt nach dieser Formel vor. „Whoneedsyou“ (aus drei mach eins, wie innovativ) klingt phasenweise heavy, brutal und angriffslustig – vor allem aber technisch überladen und frei von jeglicher Songstruktur. Die cleanen Gesänge bei „Through The Roof, Underground“ können da auch nicht viel retten. Das Geriffe, dass man geboten bekommt, mag das Ego der Instrumentalisten befriedigen, und diverse DILLINGER ESCAPE PLAN und Co-Anhänger ein freudiges Seufzen entlocken, weil endlich wieder eine Band so toll die Grenzen überschreitet, Rock- und Metalfans dürften die klinischen Anti-Songs schon relativ schnell gegen den Strich gehen. Einflüsse von Hardcore und Death Metal sind zu vernehmen, Breakdowns und fiese Gitarrenlicks täuschen Effektivität vor, der vermeintliche Anspruch und die offenbar als progressiv verpackten Chaos-Elemente dezimieren sämtiche Ansätze zu einer nicht mit mathematischen Mitteln zu lösenden Formel. Erinnerungen nach dem ersten Durchlauf? Fehlanzeige! Nach dem zweiten überkommt einen lediglich das Verlangen, auf die Restspielzeit zu schielen….

Dass es ab und an mal groovt und das ein oder andere Riff sogar als „gelungen“ (aufgesetzter geht es kaum) bezeichnet werden kann, kann nicht darüber hinweg täuschen, dass „Whoneedsyou“ nichts weiter als das Produkt einer zunehmend blutleer agierenden Trend-Maschine ist. Langsam ist es auch mal wieder gut, liebe Mathcore-Szene.

Wer mit dieser Art künstlerischen Ausdrucks etwas anfangen kann, kann gerne mal ein Ohr riskieren. Alle anderen verbringen ihre Zeit am Besten anderweitig.

15.08.2010
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